Kardinal Tagle empfiehlt: Mal mit einem Migranten reden
Das Thema liege Papst Franziskus sehr am Herzen, erklärte der Kardinal bei der Veranstaltung, die von 5. bis 7. Juli an die 1.200 Gläubige in der kolumbianischen Hauptstadt versammelte. Kolumbien ist eines der Durchzugsländer der vielen Migranten und Migrantinnen aus Südamerika Richtung USA. „In den letzten Jahren hat Papst Franziskus zu einer Kultur der persönlichen Begegnung mit Migranten aufgerufen: Flüchtlingen, Opfern von Menschenhandel und den neuen Formen der Sklaverei“, erinnerte Tagle.
Eine persönliche Begegnung mit Betroffenen führe zu einer Begegnung der Kulturen, sei also eine Bereicherung, so der Propräfekt des Dikasteriums für Evangelisierung, Abteilung Erstevangelisierung und junge Teilkirchen. Er selbst habe aber festgestellt, „dass manche Menschen, die Angst vor Migranten und Flüchtlingen haben, wenig oder gar keine persönliche Begegnung mit ihnen hatten. Sie kennen solche Menschen nicht einmal.“ Jemandem von ihnen Zeit zu widmen, sei ein wichtiger Auftrag der Evangelisierung. „Indem wir sie treffen, ihre Wunden berühren, ihre Geschichten und Träume anhören, können wir uns in ihnen wiederfinden. Sie sind keine Fremden. Sie könnten ich sein, meine Eltern, meine Brüder und Schwestern. Meine Freunde. Ich beginne also eine Reise, eine gemeinsame Pilgerreise mit ihnen.“
Auf dem Pilgerweg der Evangelisierung
Insgesamt erwähnte Tagle fünf Hauptbereiche, in denen Getaufte heute „auf dem Pilgerweg der Evangelisierung gehen“ müssten. Neben der Begegnung mit Migranten nannte er die Jugend, die Menschen mit Behinderung, die neuen digitalen Kulturen sowie die Kulturen der indigenen Völker in verschiedenen Teilen der Welt: „Ihr Sinn für Gemeinschaft und Harmonie mit der Schöpfung ist notwendig, um die vorherrschende Kultur des Individualismus, des Konsumismus und des Wegwerfens zu reinigen“, sagte Tagle.
Gläubige, die ihren Auftrag zur Evangelisierung ernst nehmen, müssten sich immer darüber im Klaren sein, dass sie selbst Evangelisierung brauchen, erklärte der philippinische Kurienkardinal in seinem Vortrag. „Missionarische Jünger sind Mitpilger mit anderen Menschen - als Pilger des Glaubens in der Welt. Wir müssen ständig evangelisiert werden, wenn wir andere durch das Wirken des Heiligen Geistes evangelisieren.“ In vielen Kulturen werde das Leben oft als eine Pilgerreise dargestellt, so der Kurienkardinal. „Jeder Mensch geht, läuft, fällt, steht auf, läuft, wendet sich nach rechts oder links oder dreht sich um, um ein Ziel zu erreichen. Manche geben auf und lassen los. Aber kein Mensch macht eine Pilgerreise allein. Wir gehen auf Pfaden, die frühere Generationen beschritten haben. Wir schaffen neue Wege mit Menschen unserer Generation. Unsere heutigen Fußabdrücke sind unser Vermächtnis an die Pilger der Zukunft.“
Kardinal Tagle wirkte bis zu seiner Berufung an die Kurie 2019 als Erzbischof von Manila, der Hauptstadt der Philippinen. Das Dikasterium, in dem er als Propräfekt eingesetzt ist, wird auf Anordnung von Franziskus vom Papst selbst geleitet.
(vatican news – gs)
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