Der französische Autor und Regisseur Eric-Emmanuel Schmitt ist beim Rimini-Treffen und war 2022 in Jerusalem - und hat zur Stadt ein Buch geschrieben Der französische Autor und Regisseur Eric-Emmanuel Schmitt ist beim Rimini-Treffen und war 2022 in Jerusalem - und hat zur Stadt ein Buch geschrieben  (Afif H.Amireh)

Rimini: Éric-Emmanuel Schmitt zur Herausforderung Jerusalems

Bei der Eröffnung des italienischen Katholikentreffens in Rimini gab es auch eine Aufführung zum Buch „La sfida di Gerusalemme" (Die Herausforderung Jerusalems), in dem der französische Philosoph, Autor und Regisseur Eric-Emmanuel Schmitt nach Keimen des Friedens in den Straßen der Heiligen Stadt sucht.

Silvia Guidi und Stefanie Stahlhofen - Rimini/Vatikanstadt

 „Jerusalem ist tragisch“, schreibt der französische Dramatiker in dem Buch, das nach einer Reise auf Einladung des Vatikanverlags LEV nach Jerusalem entstand (über eine deutsche Ausgabe ist noch nichts bekannt). Das Reisetagebuch Schmitts bildete die Basis der Aufführung unter der Regie von Otello Cenci bei der Eröffnungsvorstellung des 45. „Meetings von Rimini für die Freundschaft unter den Völkern“. Jerusalem ist tragisch, und die Ereignisse des vergangenen Jahres machen diesen Satz noch wahrer.

„Wenn du etwas von der heutigen Situation in Jerusalem verstehst, dann heißt das, dass sie sie dir schlecht erklärt haben“, schreibt Éric-Emmanuel Schmitt über ein berühmtes Banksy-Wandbild, das eine Friedenstaube zeigt, der ins Herz geschossen wurde.  

„Wenn du etwas von der heutigen Situation in Jerusalem verstehst, dann heißt das, dass sie sie dir schlecht erklärt haben“

Auf der Bühne in Rimini bei der Aufführung zu Schmitts Jerusalembuch ist ein Kabelsalat zu sehen, der zu einer Leiter und einer Brücke wird und das unverwechselbare Profil eines Kreuzes hat. Im Vordergrund taucht die Frage „Wer bist du?“ aus einer Konstellation pulsierender, lebendiger Fragmente auf, die verschiedene Einblicke in das Heilige Land bieten: Mauern, Graffiti, Gesichter, Straßen, Kirchen, Trümmer, dazu Musik- und Lied-Fragmente. Es ist eine Geschichte der Verwandlung und Umkehr: „WER BIST DU? Die Herausforderung Jerusalems“ wird im Herzen der größten Widersprüche, inmitten der scheinbar belanglosen Tatsachen des täglichen Lebens geboren. Denn „die Wiege des Außergewöhnlichen ist das Banale“, schreibt Schmitt.

„Die Wiege des Außergewöhnlichen ist das Banale“

Schmitt liest Auszüge des Buchs in Videoeinspielung

Auf der Bühne treten Schauspieler Ettore Bassi, die syrische Sängerin und Tänzerin Mirna Kassis, sowie Matteo Damele, Filippo Dionigi, Tomas Milner auf. Éric-Emmanuel Schmitt selbst wird per Video eingespielt, wie er Auszüge aus dem Buch vorliest.  Das ganze mit einem starkem französischen Akzent, um den Auszügen eine noch selbstironischere Note zu verleihen. Und manchmal gibt Schmitt auch den Mimen, etwa als er wie ein nach Luft schnappender Fisch ein Kind imitiert, das in der Kirche den Text der Lieder nicht kennt und seinen Mund wahllos öffnet und schließt, ohne einen Ton von sich zu geben - eine der lustigsten Szenen des Stücks.

Vatikan lud Schmitt zur Heilig-Land-Reise ein

Ein Stück, das aus der Biografie des Autors entstanden ist: Éric-Emmanuel Schmitt, der berühmte französische Schriftsteller, war Atheist und ist dann Christ geworden. Er erhielt vom Vatikanverlag LEV eine Einladung zu einer einmonatigen Reise ins Heilige Land. Der Schriftsteller nimmt diese Einladung an und macht sich daran, diese Erfahrung in einem Tagebuch festzuhalten, um sie sich selbst und anderen zu erklären, um die Hoffnung und Freude zu be- und ergründen, die er nie zuvor empfunden hatte. Die Orte und Begegnungen zwischen Bethlehem, Nazareth, Galiläa und Jerusalem werden zu einem ständigen Dialog zwischen Zweifeln und Hoffnung des Glaubens. 

Das Ergebnis: Ein untypisches (Reise-Tage) Buch und ein untypisches Theaterstück: Es erzählt eine Geschichte der Bekehrung von der anfänglichen Scheu bis zur Entdeckung der Schönheit, nicht allein zu sein. Es beschreibt auch die überwältigenden Gefühle an biblischen Orten, die nach mehr als zweitausend Jahren immer noch zu sprechen vermögen -  bis hin zu der befremdlichen Wahrnehmung der „physischen“ Gegenwart Christi in der Grabeskirche: „Sein Blick“, schreibt der französische Dramatiker, „hat sich auf mich gerichtet, ich kann mich nicht dagegen wehren. Er starrt mich an, strahlt mich an, geht durch mich hindurch, durchleuchtet mich, nichts von mir entgeht ihm, und zugleich umhüllt er mich mit Güte."

Das Rimini-Treffen

Das stark katholisch geprägte „Meeting von Rimini für die Freundschaft unter den Völkern“ wird seit Ende der siebziger Jahre in der Stadt an der Adria durchgeführt. Es bietet wichtigen Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft ein Forum und erinnert entfernt an die Katholikentage, die in Deutschland seit 19. Jahrhundert durchgeführt werden.

(vatican news - sst)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

21. August 2024, 10:10