Sudanesinnen demonstrieren in Genf Sudanesinnen demonstrieren in Genf  (ANSA)

Sudan: Friedensverhandlungen ohne Konfliktparteien

Das groß angekündigte Treffen zur Zukunft des Sudan hat weltwelt Hoffnungen auf einen Waffenstillstand geweckt. Bisher sind diese jedoch enttäuscht worden.

An den Gesprächen über einen Waffenstillstand im Sudan nehmen derzeit weder die sudanesische Armee noch Vertreter der paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) teil. Letztere seien zwar in der Schweiz angekommen, dem Auftakttreffen aber ferngeblieben, berichtete der britische Sender BBC am Mittwochnachmittag. Eine Erklärung veröffentlichten die Paramilitärs von Mohamed Hamdan Daglo bisher nicht.

Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan hatte bereits in den vergangenen Tagen angekündigt, nicht an den von den USA initiierten Gesprächen teilzunehmen. Er kritisierte, dass sich die RSF nicht an Abmachungen früherer Verhandlungen gehalten hätten. Laut „Sudan Tribune“ forderte er außerdem, die Paramilitärs müssten sich aus den von ihnen besetzten Städten zurückziehen. Die USA betonten stets, an dem Treffen festzuhalten.

Gespräche ohne Zivilgesellschaft

Im Kurznachrichtendienst X kritisierte Mukesh Kapila, früherer Koordinator der Vereinten Nationen im Sudan, dass Zivilisten von den Verhandlungen ausgeschlossen waren. Die internationalen Unterhändler hätten keine Lehren aus früheren gescheiterten Friedensbemühungen gezogen. „Außerdem sind Abkommen, in denen Kriegsverbrecher nicht zur Rechenschaft gezogen werden, die Kosten für ihre luxuriösen Aufenthalte und Einkäufe in Genf nicht wert“, schrieb er.

Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen hatten zuvor einen sofortigen Waffenstillstand gefordert. Sie betonten außerdem, dass die Konfliktparteien humanitäre Hilfe zulassen müssten. Diese sei nach Einschätzung von Ärzte ohne Grenzen zunehmend unmöglich, weil sie gezielt blockiert würde. Die Welthungerhilfe betonte, dass sich im Sudan „die größte humanitäre Krise der Welt“ abspiele.

Hungersnot in Nord-Darfur

Mehr als 25 Millionen Menschen, die Hälfte der gesamten Bevölkerung des Sudans, befänden sich in einer kritischen Ernährungslage, 755.000 seien akut vom Hungertod bedroht. Für die Region Nord-Darfur wurde bereits eine Hungersnot ausgerufen. Schätzungen über Todesopfer variieren stark und liegen zwischen 15.000 und 150.000. Mehr als 10 Millionen Menschen sind auf der Flucht.

Seit April 2023 liefern sich die sudanesischen Streitkräfte und die RSF-Miliz einen blutigen Machtkampf. Daglo, Chef der Paramilitärs, war zuvor al-Burhans Stellvertreter. Dieser hatte wiederum im Oktober 2021 gegen Langzeitdiktator Omar Hassan al-Bashir geputscht. Nichtstaatliche Organisationen werfen beiden Kriegsparteien schwere Menschenrechtsverletzungen vor.

(kna – sk)
 

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15. August 2024, 09:50