Kardinal von Jakarta: Papstbesuch stärkt Glaube und Miteinander
Fr. Bernardo Suate – Jakarta
Eminenz, wie lautet Ihr Resümee des Besuchs von Papst Franziskus und wie wurde er von den Indonesiern - sowohl von den Katholiken als auch von den Nichtkatholiken - aufgenommen?
Kard. Ignatius Suharyo, Erzbischof von Jakarta: Ich denke, das Motto der Papstreise nach Indonesien trifft es genau: „Glaube, Geschwisterlichkeit und Mitgefühl“. Das spiegelt die Dynamik des kirchlichen Lebens in Indonesien. Deshalb haben wir es auch als Motto vorgeschlagen, und der Vatikan hat zugestimmt. Und Papst Franziskus hat während seines dreitägigen Besuchs hier diese Worte vertieft. Vereinfacht gesagt: Wir, nicht nur die Katholiken, sondern auch alle Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften, wollen uns in unserem Glauben weiterentwickeln. Und einer der wichtigsten Indikatoren des Glaubens ist die Geschwisterlichkeit. Wenn man sagt, dass man gläubig ist und einer Religion angehört, aber nicht in der Geschwisterlichkeit wächst, könnte man ein großes Fragezeichen dahinter setzen, ob man wirklich gläubig ist oder nur eine Religion hat, aber nicht religiös ist.
Die Frucht der Geschwisterlichkeit ist das Mitgefühl. Wenn du sagst, du bist mein Bruder, du bist meine Schwester und so weiter, aber du zeigst keine mitfühlende Haltung, dann könnten deine Handlungen ein großes Fragezeichen hinter diese Aussage setzen, wenn du sagst, dass du versuchst, ein Bruder zu sein, ein guter Bruder, eine gute Schwester.
Das hat alles geprägt, quasi vom Anfang bis zum Ende der Anwesenheit von Papst Franziskus hier in indonesien. Und alles, jedes Wort, entwickelt sich, manchmal in verschiedenen Kontexten:
Wir haben uns zum Beispiel in der Kathedrale mit Priestern, Bischöfen, Katecheten und Ordensleuten getroffen. Papst Franziskus hielt eine besondere Ansprache an die Bischöfe, Priester und vor allem an die Katechisten, die in den Basisgemeinden oder Schulen unterrichten, und soweit ich mich erinnern kann, hat Papst Franziskus besonders hervorgehoben, was die beiden Katechisten während des Treffens gesagt haben.
Als wir zum Präsidentenpalast gingen, sprach Papst Franziskus über die Pancasila (die fünf Grundsätze, auf die sich die Nation stützt, Anm. d. Red.) und über die Geschwisterlichkeit und die Beziehungen zwischen den Anhängern der verschiedenen Religionen. Dann hielt auch der Präsident eine kurze Rede, in der er Papst Franziskus dafür dankte, dass er uns endlich besucht hat.
Lange und gute diplomatische Beziehungen
Die Beziehungen zwischen Indonesien und dem Vatikan haben eine lange Geschichte, denn bereits 1947 nahmen wir diplomatische Beziehungen auf, und 1950 richtete der Heilige Stuhl hier eine Nuntiatur ein, und Indonesien unterhielt eine Botschaft im Vatikan. Wir haben also gute Beziehungen zwischen diesen Staaten. Der Präsident hat sich wirklich sehr gefreut, und das sieht man auch an der Art und Weise, wie er Papst Franziskus empfangen hat.
Eminenz, wir hatten hier auch ein interreligiöses Treffen, bei dem Papst Franziskus und Großimam Nasaruddin Umar eine neue interreligiöse Erklärung, die Istiqlal-Erklärung, unterzeichnet haben. Wie glauben Sie, wird dies dazu beitragen, die Harmonie zwischen den Religionen und die Toleranz zwischen den verschiedenen Realitäten im Land zu stärken?
Neue interreligiöse Erklärung
Kard. Suharyo: Das Dokument wurde von allen sieben Religions-Führern unterzeichnet, darunter auch die lokale Glaubensrichtung, also, alle haben unterzeichnet. Wenn Sie die Istiqlal-Moschee besuchen, sollten Sie sich über die Geschichte des heutigen Standorts der Moschee informieren: Der erste Präsident entschied absichtlich, dass die Istiqlal, also die Staatsmoschee, in der Nähe der Kathedrale stehen sollte; es wurde absichtlich so entschieden, weil es eine Diskussion zwischen dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten gab. Der Vizepräsident schlug einen anderen Ort vor, aber der Präsident sagte, sie solle dort stehen. Wir sind also zusammen und nahe beieinander, um unser Ideal, in Harmonie zu leben, zu symbolisieren.
Gestern, nach der Unterzeichnung des Dokuments, sagte mir der Großimam, dass wir uns nach der Unterzeichnung treffen und gemeinsam besprechen müssen, was nach der Unterzeichnung getan werden soll, damit es nicht bei einem bloßen Dokument bleibt, sondern der Beginn verschiedener gemeinsamer Aktionen der verschiedenen Religionsgemeinschaften hier in Indonesien wird. Es ist nicht bloße Theorie, sondern wird bereits praktiziert, und wir hoffen, dass die Unterzeichnung unseren Weg in die gemeinsame Zukunft stärken kann.
Papstbesuch kann alle stärken
Eminenz, könnten Sie uns als Kardinalerzbischof von Jakarta kurz mitteilen, wie diese Erfahrung mit Papst Franziskus hier der Kirche helfen wird, voranzukommen und der Gemeinschaft und der Gesellschaft zu helfen, nicht nur in Indonesien, sondern überall?
Kard. Suharyo: Lassen Sie mich auf das Grundthema des Papstbesuches in Indonesien zurückkommen. Ich denke, das kann all unsere Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft zusammenfassen: dass wir im Glauben, in der Geschwisterlichkeit und im Mitgefühl wachsen. Ich denke, dass dies nicht nur für Katholiken gilt, sondern dass es von allen Indonesiern sehr gut verstanden wird. Dasselbe Thema wird von jedem, der wirklich einer Glaubensgemeinschaft angehört, sehr leicht verstanden werden - die Praxis ist eine andere Frage.
(vatican news - sst)
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