US-Wahl und Solidarität mit Ukraine: Ein Thema für die Kirche
„Es gibt viele Bedenken, was die Aufrechterhaltung der globalen Solidarität durch Menschen und Länder guten Willens mit dem Opfer in diesem Kolonialkrieg angeht", sagte der Erzbischof. Die beiden Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump hätten „unterschiedliche Positionen zum Ausdruck gebracht“, formulierte Gudziak, ohne ins Detail zu gehen. Trump hatte unter anderem gesagt, er würde als Präsident der USA die Unterstützung für Kiew stark zurückfahren und den Krieg „binnen 24 Stunden beenden“. Harris indessen bekannte sich klar zur NATO und erteilte Friedensplänen eine Absage, die der Kapitulation der Ukraine gleichkommen.
Wichtiger als solche Positionierungen im Wahlkampf findet Erzbischof Gudziak, „dass die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung, die überwältigende Mehrheit der katholischen Bevölkerung in den USA und ausnahmslos alle Bischöfe an der Seite der Ukraine stehen - nicht weil es sich um eine nationale Frage handelt, sondern weil es eine Frage der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Menschenwürde und der Demokratie ist. Ja, wir hoffen, dass der neue Präsident der Vereinigten Staaten eine prophetische Haltung einnehmen wird. Aber auch hier setzen wir unser Vertrauen nicht nur in eine Person, sondern in die breite Bevölkerung Amerikas, in die Wähler, die ihren Senatoren und Kongressabgeordneten ihre Meinung sagen. Wir wissen, dass eine Mehrheit der Abgeordneten im Repräsentantenhaus und im Senat die Ukraine unterstützt.“
Gudziak richtet einen eindringlichen Appell an die internationale Gemeinschaft und betont die Notwendigkeit, die Unterstützung für die Ukraine aufrechtzuerhalten. Seiner Ansicht nach steht die Solidarität mit der Ukraine für Grundwerte, die weit über nationale Grenzen hinausgehen.
Der griechisch-katholische Erzbischof beschrieb im Interview mit uns die Zerstörungen, die der Krieg in der Ukraine verursacht hat. Fast vier Millionen Menschen mussten aus ihren Häusern fliehen, Tausende von Schulen und Krankenhäusern sind beschädigt oder zerstört. „Es gibt große Sorgen in meinem Herzen“, sagt er, „aber auch ein tiefes Vertrauen, dass Gottes Wahrheit siegen wird.“
Vatikan-Medien haben „komplexe Aufgabe"
Neben der Situation in der Ukraine äußert sich Gudziak auch zur Rolle der katholischen Medien in Zeiten politischer und gesellschaftlicher Spaltungen. Der griechisch-katholische Erzbischof in den USA ist Mitglied im vatikanischen Dikasterium für die Kommunikation, das vergangene Woche in Vollversammlung tagte. Für ihn ist die katholische Kirche eine globale Gemeinschaft mit der besonderen Aufgabe, Brücken zu bauen und die Botschaft des Friedens zu verbreiten, wie auch Papst Franziskus bei seiner Audienz für das Dikasterium vergangenen Donnerstag hervorgehoben hatte. Gudziak würdigt das Engagement der vatikanischen Medien-Einheit, die mit mehr als 500 Mitarbeitern die größte „Organisationseinheit“ im Vatikan darstellt und Sendungen in 53 Sprachen sowie zahlreiche Publikationen herausgibt. „Das Dikasterium hat eine unglaublich komplexe Aufgabe, die frohe Botschaft zu verbreiten“, sagt Gudziak.
Er sieht die katholischen Medien in der Verantwortung, einer „hybriden Kriegsführung“, wie er es nennt, mit korrekten Informationen und Wahrheit entgegenzuwirken. Dies gelte besonders in einer Welt, in der Kriege nicht nur militärisch, sondern auch über Desinformation geführt würden. „Diejenigen, die verfolgen, töten, zerstören, kolonisieren wollen, wollen ihre Handlungen akzeptabel machen. Und sie nutzen Falschnachrichten, um das gesamte Publikum zu manipulieren“, erklärt Gudziak. Die Aufgabe der katholischen Medien sei es daher, „das Evangelium und die Wahrheit in die Welt hinauszutragen und gegen die falschen Nachrichten vorzugehen, die den Hass und die Spaltung verstärken.“
Pionieraufgabe: Katholische Algorithmen entwickeln
Ein zentraler Vorschlag des Erzbischofs für die Zukunft der vatikanischen Medien ist die Entwicklung sogenannter „katholischer Algorithmen“. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und sozialen Medien spricht Gudziak davon, eine Plattform zu schaffen, die speziell für katholische Inhalte entwickelt wird und damit den manipulativen Algorithmen anderer Plattformen entgegenwirken kann. „Wir haben 1,3 Milliarden Katholiken. Wenn wir die 20 talentiertesten Spezialisten in Künstlicher Intelligenz und Programmierung finden, könnten wir eine katholische Plattform schaffen“, sagt er. Ziel sei es, eine Umgebung zu schaffen, in der die Gläubigen Zugang zu verlässlichen, positiven Nachrichten haben und sich nicht einer „Flut negativer Nachrichten und spaltender Botschaften“ ausgesetzt sehen.
Gudziak verweist darauf, dass die katholische Kirche als erste globale Organisation der Welt eine einzigartige Position einnimmt, um solche Projekte umzusetzen. Die Kirche habe eine jahrtausendealte Tradition, und ihre Botschaft erreiche Menschen in einer Vielfalt von Kulturen und Sprachen weltweit. „Die katholische Kirche ist die älteste bestehende Organisation und hat die zentrale Autorität, Talente und Gaben zu bündeln, um eine wirklich globale und glaubwürdige Kommunikationsplattform zu schaffen“, erklärt er.
Abschließend betont Gudziak, dass die katholische Kommunikation die Menschen zusammenbringen und ihnen die Hoffnung des Evangeliums vermitteln müsse – eine Botschaft der Liebe und des Friedens, die in diesen schwierigen Zeiten besonders notwendig sei. Mit Blick auf die wachsenden Herausforderungen in der Welt ist er überzeugt: „Das Evangelium hat eine zeitlose Kraft, die in einer Welt, die oft von Konflikten und Trennungen geprägt ist, Trost und Orientierung bietet.“
Das Interview mit Erzbischof Gudziak führte Christopher Wells.
(vatican news – gs)
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