Welby legt seinen Bischofsstab nieder Welby legt seinen Bischofsstab nieder  (Licensed for use and distribution by Lambeth Palace. ©Neil Turner.)

Großbritannien: Auf der Suche nach einem neuen Primas

Der wegen schwerer Versäumnisse im Umgang mit einem Missbrauchsfall zurückgetretene Erzbischof von Canterbury, geistliches Oberhaupt der anglikanischen Kirche, hat sein Amt niedergelegt.

Justin Welby hatte bereits im November nach Bekanntwerden des Skandals seinen Rücktritt zum 6. Januar angekündigt, die Amtsgeschäfte zunächst jedoch weitergeführt. Um Mitternacht endete nun nach rund zwölf Jahren seine Amtszeit. Vorübergehend soll der Erzbischof von York, Stephen Cottrell, als zweitwichtigster Bischof der Church of England die Aufgaben Welbys übernehmen.

Welby, der am Montag auch 69 Jahre alt wurde, nahm am letzten Tag seiner Amtszeit noch an zwei Gottesdiensten an seinem Amtssitz in London teil, wie die anglikanische Staatskirche mitteilte. Am Ende einer Abendandacht legte er in einem symbolischen Akt den Bischofsstab nieder und markierte damit das Ende seines Dienstes als Erzbischof von Canterbury, wie die BBC berichtete.

Kommission erarbeitet zwei Vorschläge an König Charles

Bis zur Wahl eines Nachfolgers können Monate vergehen. Der Auswahlprozess liegt in den Händen der „Crown Nominations Commission“, einer Kommission, die aus 16 stimmberechtigten Mitgliedern besteht. Sie wird einen Spitzenkandidaten auswählen sowie einen zweiten, der ebenfalls geeignet sein würde, und diese König Charles II. vorschlagen. Der britische Monarch ist weltliches Oberhaupt der Church of England.

Zum Leiter der „Crown Nominations Commission“ wurde Mitte Dezember der frühere Chef des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, Jonathan Douglas Evans, bestimmt. Erstmals gehören der Kommission auch fünf Mitglieder der weltweiten anglikanischen Gemeinschaft an. Der jeweilige Erzbischof von Canterbury ist als Primas von England und auch Ehrenoberhaupt von etwa 85 Millionen anglikanischen Christen weltweit.

Welby hatte im November angekündigt, sein Amt niederzulegen. Er trage persönlich und institutionell die Verantwortung für Fehler der vergangenen Jahre. Zuvor war er durch einen neuen Untersuchungsbericht schwer belastet worden. Demnach wusste Welby seit 2013 über den jahrzehntelangen Missbrauch durch einen Helfer in kirchlichen Jugendcamps Bescheid. Dennoch sei nichts unternommen worden, um zur Aufklärung beizutragen.

(kna – sk)

Der Lambeth Palast ist der offizielle Amtssitz des anglikanischen Primas
Der Lambeth Palast ist der offizielle Amtssitz des anglikanischen Primas

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07. Januar 2025, 09:36