D: Bischof Feige hofft auf Ökumene-Austausch mit Präses Kurschus
DOMRADIO.DE: Was halten Sie von der Wahl von Präses Annette Kurschus zur Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)?
Gerhard Feige (Bischof von Magdeburg, Leiter der Kommission Ökumene der Deutschen Bischofskonferenz, Mitglied im päpstlichen Einheitsrat): Nun, es war ja zu erwarten, dass eine Frau gewählt würde, und ich freue mich darüber und möchte ihr auch ganz herzlich gratulieren. Sie hat eine reiche Leitungserfahrung an der Spitze einer der großen Landeskirchen. Und sie war auch bereits stellvertretende Vorsitzende des Rates der EKD - von daher kennt sie sich auch in der ökumenischen Zusammenarbeit gut aus. Ich hoffe sehr, dass es auch gut weitergeht. Sie tritt in große Fußspuren, die Bedford-Strohm gelegt hat, aber das ist für sie sicher kein Problem.
DOMRADIO.DE: Sie und Frau Kurschus gehörten 2016 einer gemeinsamen ökumenischen Pilgerfahrt ins Heilige Land an. Was verbinden Sie mit ihr persönlich?
Feige: Sie war bislang ja nicht im Kontaktgesprächskreis zwischen EKD und Deutscher Bischofskonferenz, aber eben auf der Reise ins Heilige Land habe ich sie kennengelernt. Und das war ein wirklich gutes „Miteinander unterwegs sein“. Die Erfahrung von Gemeinschaft in Gebet und Gottesdienst. Das kommt ja bei ihr auch zusammen, die geistliche Betonung, die sie auch jetzt schon geäußert hat nach ihrer Wahl, die sie gerade mit einbringen will in ihr Amt. Und diese Reise war insgesamt atmosphärisch prägend für das ganze Reformationsjubiläum 2017. Ich hoffe sehr, dass die Berührungspunkte, die wir hatten, dass ich da demnächst auch noch besser anknüpfen kann.
DOMRADIO.DE: Der neuen EKD-Chefin ist es wichtig, ein klares protestantisches Profil zu vertreten und auch die Unterschiede zwischen den Konfessionen klar zu benennen. Macht das das ökumenische Miteinander schwieriger?
Feige: Nein, Ökumene ist ja keine Gleichmacherei. Nur bei einer Profilierung sollte man aufpassen, dass die Kanten nicht zu hart und zu eckig werden. Ich glaube, damit kommt man sich ins Gehege. Wir sprechen ja inzwischen auch von einer Ökumene der gegenseitigen Wertschätzung, einer Ökumene der Gaben, wo wir unsere speziellen Gaben auch einbringen in das große Ganze. Und von daher ist Ökumene ja keine Vereinheitlichung um jeden Preis und in allem, sondern wichtig ist es eben, die Erfahrung, die Traditionen ins große Ganze mit einzubringen.
DOMRADIO.DE: Der ÖAK, der „Ökumenische Arbeitskreis katholischer und evangelischer Theologen“ spricht sich ja seit einiger Zeit schon für ein gemeinsames Abendmahl von Protestanten und Katholiken aus. Rückt dieses Ziel mit der neuen EKD-Ratsvorsitzenden näher oder ferner?
Feige: Da sind viele beteiligt an diesem Prozess und wir müssen noch gut weiter reden. Es sind auch bereits wichtige theologische Gespräche anberaumt, die auf eine breite Basis gestellt werden, nicht nur evangelisch-katholisch, sondern auch unter Einbeziehung der Orthodoxie und anderer Freikirchen. Es ist noch nicht alles geklärt und es ist gut, wenn wir auf diesem Weg weiter schreiten. Und da hoffe ich auch, dass das mit Frau Präses Kurschus ganz gut läuft.
DOMRADIO.DE: Mit Spannung wird ja immer erwartet, dass die oberste Protestantin Deutschlands in diesem Fall in Deutschland auf den Papst trifft. Wie stellen Sie sich dieses erste Treffen von Franziskus und Präses Kurschus vor? Wird der Papst ein Problem damit haben, einer Frau in Kirchenleitung gegenüberzutreten?
Feige: Ich glaube, dass es unkompliziert ist bei Franziskus, ganz unkompliziert. Und ich habe ja Erfahrung damit. 2016 waren wir in großer Runde, das heißt 1.000 Leute "Mit Luther zum Papst" bei einer Pilgerfahrt. Und da hatten wir die Landesbischöfin Junkermann aus Magdeburg auch mit dabei. Und da gab es eben auch eine Begegnung zwischen Papst und einer Landesbischöfin. Und das war sehr herzlich.
Das Interview führte Katharina Geiger.
(domradio - mg)
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