Schweiz/Vatikan: Entführter Jesuit würde heute Dialog suchen
Mario Galgano – Vatikanstadt
Am zehnten Jahrestag der Entführung von Pater Paolo Dall'Oglio, dem Gründer der Klostergemeinschaft von Deir Mar Musa, in Syrien, findet eine wichtige Veranstaltung zur Präsentation des Buches „Mein Testament“ statt. Der vom Verlag „ITL Libri“ und der Mailänder Erzdiözese herausgegebene Band mit einem Vorwort von Papst Franziskus enthält die unveröffentlichten Vorträge von Pater Paolo in den Monaten vor seinem Verschwinden aus Syrien und ist – bisher nur auf Italienisch – in allen Buchhandlungen erhältlich. Die Veranstaltung findet am Samstag, 29. Juli 2023, in der Kirche Sant'Ignazio in Rom statt. Herausgegeben wird das Buch von dem Schweizer Journalisten Luigi Maffezzoli. Im Interview mit Radio Vatikan sagt er:
„In den Monaten vor seiner Entführung, also 2012 und Anfang 2013, hielt Pater Dall´Oglio eine Reihe von Vorträgen. In jenen Monaten hatte er eine Reihe von Konferenzen für seine Gemeinschaft in Mar Musa und Syrien abgehalten, bei denen er den Inhalt der Regel erläuterte, die er bei der Gründung der Gemeinschaft gegeben hatte. Es ist ein sehr tiefgründiger Inhalt, denn mit diesen Konferenzen wollte er die Bedeutung der Identität dieser Gemeinschaft spirituell vertiefen, gerade weil Pater Paolo am Ende dieser Konferenzen seine Gemeinschaft einlud, die Themen seiner Arbeit zu vertiefen.“
Kardinalstaatssekretär und Dall´Oglios Bruder dabei
Die Präsentation des Buches beginnt am kommenden Samstag um 17.00 Uhr und endet mit einer Heiligen Messe um 19.00 Uhr unter dem Vorsitz von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der anwesend ist, um das Andenken des Ordensmannes zu ehren und sein Engagement für Frieden und Dialog zu würdigen. Während der Präsentation des Bandes werden zahlreiche Redner zu Wort kommen, die Pater Dall'Oglio persönlich gekannt haben. Unter ihnen Pater Jihad Youssef, Oberer der Klostergemeinschaft Deir Mar Musa; Adib al-Khoury, Direktor des Deir Mar Musa Community-Verlags; Elena Bolognesi, Herausgeberin und Übersetzerin des Textes, und Giovanni Dall'Oglio, der Bruder von Pater Paolo, der im Namen der Familie sprechen wird. Die Leitung der Veranstaltung obliegt Luigi Maffezzoli, Journalist und Herausgeber des Bandes.
Maffezzoli: „Wir haben diese Publikation gerade deshalb gefördert, weil sich dieser Band nicht nur an eine Gruppe von Menschen richtet, die eine Gemeinschaft gebildet haben, sondern an die gesamte katholische Kirche, da der Inhalt und das Charisma dieser Gemeinschaft einen Weg der Beziehung, des Dialogs mit dem Islam aufzeigt und auch eine Fürsprache für die Beziehung zwischen Muslimen und Christen ist, die denselben Gott haben.“
Vorwort des Papstes
Dass gerade in der Schweiz ein solches Buchprojekt zustande kam, lag daran, dass es in der Eidgenossenschaft eine Gruppe gibt, die sich mit Menschenrechten auseinandersetzt. Maffezzoli gehört dazu. Er bat den Papst um das Vorwort:
„Ich muss sagen, als ich das Vorwort von Papst Franziskus, der mir sofort zugesagt hatte, sah, habe ich einige prophetischer Passagen gefunden, die einem geistlichen Testament so sehr ähneln. Unabhängig vom Schicksal, das Paolo Dall'Oglio erlitten hat – denn wir wissen immer noch nicht, wo er ist, ob er in irgendeinem ISIS-Gefängnis eingesperrt ist, oder ob er getötet wurde – hat uns Pater Dall´Oglio selber ein spirituelles Testament hinterlassen, denn er hat seiner Gemeinschaft und der Kirche ein umfassendes Dokument hinterlassen, das uns dabei helfen kann, vollständig darüber nachzudenken, welchen Weg wir in unserer Beziehung zum Islam einschlagen sollten.“
Pater Dall´Oglio sei in die Fußstapfen des heiligen Franz von Assisi getreten, der ebenfalls den Dialog mit dem Islam aufsuchte, erinnert Maffezzoli abschließend:
„Ich glaube, dass Pater Paolo heute genau das sagen würde: Vergessen wir das Geschwätz und die Diskussionen und bezeugen wir stattdessen unsere Liebe zu den muslimischen Geschwistern, denn nur durch diese Art von Beziehung können wir die Ziele von Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit in einem gequälten Land wie Syrien erreichen.“
(vatican news)
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