DBK-Vollversammlung: Missbrauchsaufarbeitung weiter Thema
„Alles muss auf den Tisch", sagte Bischof Bätzing mit Blick auf die Missbrauchsaufarbeitung in einem Pressestatement zum Auftakt der Herbst-Vollversammlung der DBK in Wiesbaden-Naurod. Nach den Enthüllungen über den früheren Essener Kardinal Franz Hengsbach, gegen den es inzwischen auch Täterbeschuldigungen gibt, sei die katholische Kirche insgesamt in einer sehr schwierigen Situation.Dass gegen den Kardinal konkrete Verdachtsfälle wegen sexuellen Missbrauchs vorlägen, habe eine neue Qualität, so Bätzing. Hengsbach sei für Generationen von Katholiken eine wichtige Persönlichkeit gewesen. Der Limburger Bischof ging auch auf das bestehende kirchliche System der freiwilligen Entschädigungszahlungen für Missbrauchsopfer ein - dies halte er weiterhin für geeignet. Allerdings sei durch ein Urteil des Landgerichts Köln zu Schmerzensgeldzahlungen für einen Betroffenen eine neue Situation entstanden. „Wir werden uns damit auseinandersetzen. Ich sage klar: Ich bin überzeugt, unser bisheriges System ist geeignet auch in Zukunft gut und befriedend - wenn man das sagen kann in einer mit solch gravierenden Folgen verbundenen Materie - zu stehen."
Schmerzensgeldzahlungen
Das Landgericht Köln hatte im Juni das Erzbistum Köln zur Zahlung von 300.000 Euro an den ehemaligen Ministranten Georg Menne verurteilte. Das Urteil in dem Zivilverfahren war möglich, weil das Erzbistum für den strafrechtlich eigentlich verjährten Fall erstens auf die Einrede der Verjährung verzichtet und zweitens das Gericht die sogenannte Amtshaftung bejaht hatte, also eine zivilrechtliche Haftung der Diözesen für das Tun ihrer Beschäftigten. Bätzing sagte, das bestehende System biete viele Chancen, weil es sich an Urteilen der Gerichte orientiere, Widerspruchsmöglichkeiten für Betroffenen biete und es zugleich ermögliche, Fälle ganz neu aufzurollen.
Populismus und internationale Konflikte
Die katholischen Bischöfe wollten sich bei ihrer bis Donnerstag in Wiesbaden-Naurod tagenden Herbstvollversammlung auch um die Themenfelder Flucht, Vertreibung, Asyl und Integration kümmern, kündigte Bätzing an. In den Kirchen engagierten sich hunderttausende Menschen dafür, „dass Menschen, die aus der Not heraus zu uns gekommen sind, bei uns Aufnahme und Integration finden".
Grußwort des Papstbotschafters in Deutschland
Erzbischof Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius in Deutschland, hielt am Montagnachmittag wie üblich zum Auftakt der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz eine Ansprache. In seinem Grußwort erinnerte der Bischof an das Thema Familie, Gender und Abtreibung sowie die Sicht der katholischen Kirche dazu. Eterović zitierte etwa Papst Franziskus bei seiner Ungarn-Reise 2023: „Ich denke an ein Europa, das keine Geisel der Parteien ist, indem es zum Opfer nur auf sich selbst bezogener Populismen wird, das sich aber auch nicht in eine zerfließende, wenn nicht gar gasförmige Wirklichkeit verwandelt, zu einer Art abstrakten Überstaatlichkeit, die das Leben der Völker vergisst. Das ist der unheilvolle Weg der „ideologischen Kolonisierung', die Unterschiede auslöscht, wie dies bei der sogenannten Gender-Kultur der Fall ist, oder der Lebenswirklichkeit Freiheitskonzepte reduktiver Art voranstellt, indem sie zum Beispiel ein sinnwidriges ,Recht auf Abtreibung' als Errungenschaft rühmt, welche jedoch immer eine tragische Niederlage ist", wie aus dem von der DBK veröffentlichten Grußwort hervorgeht.
Der Papstbotschafter äußerte dies mit Blick auf die anstehende Versammlung der Welt-Bischofsynode diesen oktober im Vatikan: „Es bleibt zu hoffen, dass die zutiefst christliche Anthropologie, die auch in den Verlautbarungen des Heiligen Vaters Franziskus beleuchtet wird, bei der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode im Oktober 2023 zum Thema ,Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Mission` neuen Schwung bekommt. "
(pm/kna - sst)
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