Landwirtschaft (Symbolbild) Landwirtschaft (Symbolbild)  (AFP or licensors)

Italien/D: Jeder hat Recht auf „gesunden Boden“

Jeder Mensch auf Erden sollte Zugang zu „gutem und gesunden Boden“ haben. Das sagt im Interview mit Radio Vatikan Georg Guggenberger, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Bodenkunde an der Universität Hannover. Er nimmt in Florenz an der Konferenz der IUSS (International Union of Soil Science) teil. Im Interview mit Radio Vatikan äußert er sich auch zu den Folgen, den der Ukraine-Krieg auf die Bodenqualität hat.

Francesca Merlo und Mario Galgano – Vatikanstadt

Die Konferenz in der italienischen Kunst- und Kulturmetropole findet anlässlich der Feierlichkeiten zu „100 Jahre Vereinigung der Bodenkunde“ statt, die vom 19. bis 21. Mai durchgeführt wird. „Dieses Menschenrecht geht momentan verloren, das muss man ganz klar sagen“, so Guggenberger. „Wir haben zusehends eine Versalzung und Bodendegradation; wir haben Kontamination mit organischen, mit anorganischen Schadstoffen; wir haben Humusverluste, Verlust an Bodenfruchtbarkeit, an Bodendiversität, aber wir haben eben auch Verlust am Zugang zum Boden selbst“, zählt der Vizedekan für Forschung der Naturwissenschaften an der Uni Hannover auf.

Zum Nachhören - was der Experte sagt

„Es werden immer weniger Gruppen, die sich den Boden teilen. Also, das sind große Investmentgruppen, Banken, das sind teilweise Staaten, die den Boden aufkaufen und dann natürlich nicht nachhaltig bewirtschaften, sondern da geht es um Profit und um Gewinn. Und das ist für den Boden nicht gut“, erläutert der deutsche Experte.

Die Konferenz in Florenz
Die Konferenz in Florenz

Ukraine-Krieg verseucht die Böden

„Das ist, glaube ich, seit dem Zweiten Weltkrieg das erste Mal, dass jetzt wieder so viele Bomben im Boden liegen.“

Der Krieg in der Ukraine habe im Übrigen auch etwas mit Boden zu tun, erläutert Guggenberger. Es gehe um Bodennutzung und Macht, „die man hat, wenn man Boden hat und landwirtschaftliche Produkte auf dem Boden produzieren kann“. Die Ukraine sei bekannt für ihre sogenannte „Schwarze Erde“, die sehr fruchtbar sei. Bekanntlich gelte das osteuropäische Land als Kornkammer für etliche andere Länder der Welt. Guggenberger erläutert dazu:

„Nur leider ist es jetzt so, dass dieser Boden zunächst mal verloren geht. Es sind sehr viele Blindgänger im Boden, so dass die Bauern gar nicht mal mehr ihren Boden bewirtschaften können. Egal ob es jetzt auf der eroberten Seite oder auf der noch von der Ukraine gehaltenen Seite ist. Es ist schlichtweg lebensgefährlich, dort zu arbeiten. Und dann muss man auch wissen, dass die Sprengstoffe Chemikalien sind, die giftig sind. Sie sind ummantelt mit Metall, was seinerseits auch giftig ist. Also hier kommt es zu einer massiven Belastung des Bodens mit verschiedenen Schadstoffen. Aber ich denke, dass das derzeit drängendste Problem darin besteht, dass es so gefährlich ist, dass keiner diese Böden derzeit nutzen kann. Das ist, glaube ich, seit dem Zweiten Weltkrieg das erste Mal, dass jetzt wieder so viele Bomben im Boden liegen.“

Vortrag in Florenz
Vortrag in Florenz

Hintergrund

Hundert Jahre nach der ersten Begegnung der wissenschaftlichen und landwirtschaftlichen Welt zur Erforschung der Erde treffen sich Experten auf diesem Gebiet vom 19. bis 21. Mai in Florenz zu einer dreitägigen Konferenz, um „vergangene Erfolge und zukünftige Herausforderungen“ zu diskutieren. Der internationale Kongress, organsiert von der „International Union of Soil Sciences“ (IUSS), findet im Kongresspalast der toskanischen Stadt statt. Umgeben von einem perfekt gestalteten Garten sind die Räume für geschätzte 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt ausgelegt. In den Konferenzräumen sind runde Tische aufgestellt; die Buntglasfenster geben den Blick auf das üppige Grün rund um den Konferenzsaal frei.

(vatican news)

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20. Mai 2024, 10:59