Schweiz: KI-Jesus in Luzerner Kirche sorgt für Gesprächsstoff
In der Peterskapelle in Luzern sorgt eine ungewöhnliche Kunstinstallation für Aufmerksamkeit: Ein KI-generierter Jesus-Avatar steht für zwei Monate im Beichtstuhl bereit, um mit Besuchern zu interagieren. Die Installation, die den Namen „Deus in Machina“ trägt, wurde in Zusammenarbeit mit dem „Immersive Realities Research Lab“ der Hochschule Luzern entwickelt und lädt die Besucher ein, über die Rolle von Künstlicher Intelligenz im religiösen Kontext nachzudenken.
Avatar ist gefüttert mit biblischem Wissen
Der Avatar basiert auf biblischem Wissen und wurde mit Inhalten des Neuen Testaments trainiert. Besucher können ihm Fragen stellen, auf die er prompt antwortet. „Es ist bemerkenswert, dass du über die Rolle und das Wesen des Glaubens in unserer modernen Welt nachdenkst“, antwortet der KI-Jesus empathisch auf die Fragen einer Journalistin. Doch die Maschine bleibt spürbar, wie auch Marco Schmid, theologischer Mitarbeiter der Peterskapelle, bestätigt: „Ich bin froh, dass der KI-Jesus bis zu einem gewissen Grad technisch rüberkommt. Gleichzeitig sind seine Antworten auch faszinierend.“
Die Installation wirft gleichzeitig die Frage auf, wie KI und religiöse Inhalte miteinander harmonieren können. Schmid betont, dass es nicht darum geht, die Beichte zu ersetzen oder zu automatisieren, sondern vielmehr, über die ethischen Fragen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu reflektieren: „KI fasziniert uns, hat aber auch ihre Grenzen und wirft ethische Fragen auf.“
Fit für die theologische Interpretation?
Obwohl die Antworten des KI-Jesus auf der Bibel basieren, bleibt die Frage, welche theologischen Interpretationen der Avatar wiedergibt. In einer Zeit, in der das Internet von unterschiedlichen, teils fundamentalistischen Auslegungen religiöser Texte geprägt ist, betont Schmid: „Bei allen bisherigen Tests haben seine Antworten zu unserer theologischen Auffassung der Peterskapelle gepasst.“
Sollten Irritationen auftreten oder zusätzlicher Gesprächsbedarf bestehen, stehen die Mitarbeitenden der Peterskapelle bereit, um mit den Besuchern über die Thematik zu diskutieren. Schmid sieht in der Installation eine große Chance: „Dieses Projekt regt dazu an, intensiv über die Schnittstellen zwischen Glauben und moderner Technologie nachzudenken.“ Die Besucher können also nicht nur ein Gespräch mit dem KI-Jesus führen, sondern auch über die Zukunft der Seelsorge und die Rolle von Technologie in religiösen Praktiken reflektieren.
(srf – rp)
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