Papst bei Generalaudienz: Meditation führt zu Jesus
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Der Praxis der Meditation wird in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit geschenkt. Nicht nur Christen sprechen davon: In fast allen Religionen der Welt wird Meditation praktiziert,“ leitete der Papst seine Katechese ein, die dem betrachtenden Gebet gewidmet war. „Aber es ist auch eine weit verbreitete Aktivität unter Menschen, die keine religiöse Vision des Lebens haben. Wir alle haben das Bedürfnis zu meditieren, nachzudenken, zu uns selbst zu finden. Besonders in der schnelllebigen westlichen Welt suchen die Menschen die Meditation, weil sie uns gegen den Stress und die nur allzu verbreitete Leere unseres Alltags abschirmt.“
Die christliche Form der Meditation dürfe allerdings in ihrer Besonderheit nicht verkannt werden: In ihr suche man nicht nach dem innersten Kern seiner selbst, sondern nach der Begegnung mit Jesus Christus, der der Weg und der Mittelpunkt allen Betens des Getauften ist, erläuterte Franziskus.
„Die große Tür, durch die das Gebet eines Getauften geht, ist Jesus Christus. Für den Christen erfolgt der Eintritt in die Meditation über die Tür Christi. Auch die Praxis der Meditation folgt diesem Weg. Wenn ein Christ betet, strebt er nicht nach Selbsttransparenz, sucht nicht nach dem innersten Kern seiner selbst. Das ist legitim, aber der Christ sucht etwas anderes. Wenn eine Gebetserfahrung uns inneren Frieden, Selbstbeherrschung oder Klarheit über den Weg schenkt, den es einzuschlagen gilt, dann sind das sozusagen die Begleiteffekte der Gnade des christlichen Gebets, das Begegnung mit Jesus ist. Meditieren bedeutet also, von einem Satz oder einem Wort aus der Heiligen Schrift auf die Begegnung mit Jesus zuzugehen.“
Wegbegleiter Heiliger Geist
Doch dabei bräuchten wir einen Wegbegleiter: den Heiligen Geist, präzisierte Franziskus. So heiße es ja auch im Katechismus der katholischen Kirche (Nr. 2707): „Es wichtig, mit dem Heiligen Geist auf Christus Jesus, dem einzigen Weg des Gebetes, voranzuschreiten,“ zitierte der Papst und fuhr fort:
„Christliche Meditation ist ohne den Heiligen Geist nicht möglich. Er ist es, der uns der Begegnung mit Jesus zuführt. Jesus hat gesagt: „Ich werde den Heiligen Geist zu euch senden. Er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern." Und auch in der Meditation ist der Heilige Geist der Führer, der uns der Begegnung mit Jesus Christus näherbringt.“
Die christliche Meditation trage also dazu bei, die Glaubenserfahrung zu einer vollständigen Hingabe des Menschen an Gott werden zu lassen, so Franziskus. Und dabei bete nicht nur der Verstand, sondern der ganze Mensch.
Beziehung zu Gott ausgehend vom Herzen
„In frühen Zeiten pflegte man zu sagen, dass das Organ des Gebets das Herz ist. Und das bedeutet, dass es der ganze Mensch ist, der, von seiner Mitte - dem Herzen - ausgehend, in eine Beziehung zu Gott tritt. Und deshalb dürfen wir auch nie vergessen, dass die Methode nicht das Ziel, sondern der Weg ist: Jede Gebetsmethode ist - wenn sie christlich sein soll - Teil jener Nachfolge Christi, die das Wesen unseres Glaubens ausmacht.“
Die Meditation sei für uns Christen also ein Weg, Jesus zu begegnen, hielt Franziskus fest: „Denn so - nur so - können wir auch wieder zu uns selbst finden. Und das bedeutet nicht, dass man sich in sich selbst verschließt, nein: Wir gehen zu Jesus und von Jesus aus zu uns selbst, geheilt, stark durch die Gnade Jesu. Jesus begegnen, der der Retter aller ist, auch meiner. Und das dank der Führung durch den Heiligen Geist,” schloss der Papst seine Katechese.
(vaticannews – skr)
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