Papst: Geißel der Pandemie verschärft Ungleichheiten
Mario Galgano – Vatikanstadt
„Die Einheit, die Jesus Christus uns geschenkt hat und weiterhin schenkt, ist nicht Einstimmigkeit, sie ist nicht Einigkeit um jeden Preis. Sie folgt einem grundlegenden Kriterium, nämlich der Achtung vor der Person, der Achtung vor dem Gesicht des anderen, insbesondere der Armen, der Kleinen, der Ausgegrenzten.“ Daran erinnerte der Papst bei seiner Audienz mit den Bischöfen, die Freunde der Fokolar-Bewegung sind.
Papst und Bischöfe, mahnte Franziskus, stünden nicht im Dienst einer äußeren Einheit, einer „Uniformität“, sondern im Dienst des Geheimnisses der Gemeinschaft, die die Kirche in Christus und im Heiligen Geist sei und die die Kirche als „lebendiger Leib, als Volk auf einem Weg durch die Geschichte und zugleich über die Geschichte hinaus“ aufzeige. Ein Volk, das in die Welt gesandt wurde, um von Christus zu zeugen, erläuterte der Papst.
Geschwisterlichkeit als Traum Gottes
Franziskus begrüßte die 15-köpfige Delegation in der „Sala dei Papi“ im Vatikan. Er ermahnte sie zur Geschwisterlichkeit: „Liebe Brüder und Schwestern, wir können sagen, dass dies der ,Traum´ Gottes ist. Es ist sein Plan, alles und jeden in Christus zu versöhnen und zu einen. Und dies ist auch der ,Traum´ der Geschwisterlichkeit, dem ich die Enzyklika ,Fratelli tutti´ gewidmet habe. Angesichts der ,Schatten einer verschlossenen Welt´, in der so viele Träume von der Einheit zerplatzt sind, in der ein Projekt für alle fehlt und die Globalisierung ohne gemeinsamen Kurs verläuft, in der die Geißel der Pandemie die Ungleichheiten zu verschärfen droht, ruft uns der Heilige Geist auf, die Kühnheit zu haben, eins zu sein, wie es im Titel Ihres Treffens heißt: Trauen Sie sich, eins zu sein´.“
Der Papst erinnerte auch daran, dass die Fokolar-Bewegung mit ihrer Gründerin Chiara Lubich an der Spitze stets „den Sinn und den Dienst der Einheit“ gepflegt habe. Dann erinnerte Franziskus an „die vielen Zeugen unserer Zeit, Priester und Laien, die die 'Kühnheit der Einheit' hatten und dafür einen hohen, manchmal sehr hohen Preis bezahlt haben“. Er betonte die Bedeutung der Geschwisterlichkeit in dieser Zeit der Gesundheitskrise, in der die Pandemie „die Schwierigkeiten noch zu verschärfen droht“. Und er verwies auf den „Dienst der Bischöfe“, die „im Dienst des Volkes Gottes stehen, damit es in der Einheit des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe erbaut wird“.
1943 gegründet
Die Fokolarbewegung wurde 1943 in Trient von der damals 23-jährigen Chiara Lubich ins Leben gerufen. Für die 2008 gestorbene Gründerin läuft ein Seligsprechungsverfahren. Der Gemeinschaft stehen nach eigenen Angaben rund zwei Millionen Menschen in 182 Ländern nahe. Darunter sind neben Katholiken auch Angehörige anderer Glaubensrichtungen sowie Menschen ohne religiöses Bekenntnis.
Etwa 120.000 Mitglieder, darunter auch Priester und Bischöfe, gehören der Bewegung im engeren Sinn an. Sie will auf Basis des Evangeliums Respekt und Toleranz stärken und zu mehr Einheit in der Welt beitragen. Eine besondere Rolle spielt dabei der interreligiöse Dialog.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.