Papst: Wegwerfkultur ist Verrat an der Menschlichkeit
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Wenn wir alt sind, können wir nicht mehr dasselbe tun wie in der Jugend: Der Körper hat einen anderen Rhythmus, und wir müssen auf ihn hören und seine Grenzen akzeptieren. Wir alle haben sie. Auch ich muss jetzt mit dem Stock gehen. Krankheit belastet ältere Menschen anders als junge Menschen. Sie kommt als harter Schlag in einer Zeit, die ohnehin schon schwer genug ist,“ leitete der Papst seine Katechese ein.
Ausgehend vom Evangeliumsbericht über die Heilung der Schwiegermutter des Petrus aus dem Markusevangelium (1,29-31) erklärte Franziskus, dass die Sorge um alte und kranke Menschen eine christliche Gemeinschaftsaufgabe ist.
„Ältere Menschen sollten oft und viel Besuch bekommen. Wir sollten diese drei Zeilen des Evangeliums nie vergessen. Vor allem heute, wo die Zahl der älteren Menschen stark zugenommen hat - auch im Bezug zu den jungen Menschen, weil wir ja diesen demographischen Winter erleben. Man hat heute weniger Kinder, es gibt also viele alte und wenig junge Menschen. Wir müssen uns verpflichtet fühlen, alte Menschen, die oft allein sind, zu besuchen und ihre Anliegen im Gebet vor den Herrn zu bringen.“
Einmal mehr kritisierte der Papst die Wegwerfkultur unserer Zeit, „die die älteren Menschen auszulöschen scheint.
„Sie tötet sie nicht, aber sie löscht sie gesellschaftlich aus, als wären sie eine Last, die man mit sich herumtragen muss und die man besser versteckt. Das ist ein Verrat an der Menschlichkeit, das ist hässlich, es ist eine Selektion des Lebens nach seiner Nützlichkeit, nach der Jugend - und nicht nach dem Leben, wie es ist: mit der Weisheit und den Grenzen der alten Menschen. Ältere Menschen haben uns so viel zu geben: die Weisheit des Lebens. Wir können so viel von ihnen lernen: Deshalb müssen wir ja auch den Kindern schon beibringen, sich um ihre Großeltern zu kümmern, zu ihren Großeltern zu gehen. Der Dialog zwischen Jung und Alt, Kindern und Großeltern ist von grundlegender Bedeutung für die Gesellschaft, für die Kirche, ja für die Gesundheit des Lebens. Wo es keinen Dialog zwischen Jung und Alt gibt, fehlt etwas, und dann wächst eine Generation ohne Vergangenheit, ohne Wurzeln, heran,“ brachte Franziskus ein dringliches Problem unserer Zeit auf den Punkt.
Auch ältere Menschen könnten und sollten der Gemeinschaft dienen, so Franziskus. Es tue ihnen gut, Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen und ihre Dankbarkeit für die Gaben, die sie von Gott erhalten haben, könne auch die Menschen in ihrer Umgebung zu Freude, Dankbarkeit und Gottvertrauen animieren.
„Bitte lasst uns dafür sorgen, dass die alten Menschen - die Großväter und die Großmütter - den Kindern, den jungen Menschen, nahe sind, um diese Lebenserfahrung, diese Lebensweisheit weiterzugeben. In dem Maße, in dem wir die Verbindung zwischen Jung und Alt herstellen, wird es auch mehr Hoffnung für die Zukunft unserer Gesellschaft geben,“ so die abschließende Bitte des Papstes bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch.
(vaticannews - skr)
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