Radio-Akademie „Wer ist Jesus Christus?“ (7)
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Die Reihe fußt auf Katechesen Johannes Pauls bei Generalaudienzen in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Denn lange bevor Benedikt XVI. Jesusbücher schrieb, beschäftigte sich schon der Papst aus Polen ausführlich mit Jesus von Nazareth, ausgehend vom Zeugnis der Bibel und vom Glaubensbekenntnis.
Erstmals auf Deutsch
Diese Ansprachen stellen wir hier zum ersten Mal gesammelt vor: exklusiv und auf Deutsch. Was Sie in den Monaten November und Dezember bei uns hören, ist das ungeschriebene Jesusbuch des Johannes Paul - ein bewegendes Jesus-Porträt aus der Feder eines Heiligen unserer Zeit.
In der neuen Folge unserer Serie beschäftigt sich Johannes Paul mit dem Sterben Jesu am Kreuz. Er fragt zunächst nach dem „erlösenden“ Wert dieses grausamen Todes: „Im Alten Bund erblickte man im Leid, das einem Menschen zustieß, vor allem eine Strafe für seine Sünden… In Jesus Christus aber leidet einer, der völlig unschuldig ist, der zu einer Sünde nicht einmal fähig ist“, so umreißt der Papst die Frage.
Die Antwort gibt er auf das Zeugnis der Bibel gestützt: Erlösende Kraft habe der Kreuzestod Jesu allein „durch die Liebe“. „Durch seine liebende Selbsthingabe verwandelt Christus völlig den Sinn des Leidens. Es ist nicht mehr nur Strafe für die Sünden, sondern wird zum Kraftquell für die Befreiung vom Bösen.“
„Jesu Vergebungsbitte gilt allen Menschen“
Ausführlich denkt Johannes Paul über die letzten Worte Jesu am Kreuz nach. Sein „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ hält der Papst für nicht nur auf die Henker gemünzt, sondern auf alle Menschen. „Alle Sünder haben wohl nicht das volle Bewusstsein von ihrem schuldhaften Tun.“ Allerdings dürfe sich auch „niemand leichtfertig auf die Güte und Vergebungsbereitschaft Gottes berufen“, warnt Johannes Paul II.
Aufschlussreich ist seine Deutung von Jesu Schrei „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“: Das sei durchaus ein „Aufschrei völliger Verlassenheit“, allerdings benutze Jesus „für diese bedrängende Frage an Gott ihm vertraute Worte des Psalmisten“. Johannes Paul nimmt das als Indiz, um zu erklären, dass Jesu Worte trotz seiner Todesnot „keine Anklage gegen Gott“ und auch „kein Ruf des Protestes oder der Verzweiflung“ seien.
„Christus fühlt sich zwar in seinem menschlichen Empfinden, in seiner Todesangst von Gott verlassen, dennoch aber weiß er sich zutiefst von Gott gehalten… Die Gottesverlassenheit Jesu am Kreuz ist das Durchleiden der Gottesferne des Sünders für dessen Sühne und Erlösung.“
Der zweite Schrei Jesu ergänzt den ersten
Durch die letzten Worte des Herrn am Kreuz („Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“) fühlt sich Johannes Paul in seiner Analyse der Szene von Golgota bestätigt. „Dieser zweite Ausruf Jesu ergänzt seinen ersten der Gottverlassenheit: Das Gefühl der Gottesferne wird von Jesus durch seine vorbehaltlose Hingabe an den Vater überwunden.“ Jesu Tod offenbare uns, „dass der Mensch am Ende seines irdischen Lebens nicht ins Nichts versinkt, sondern zur Begegnung mit dem Vater eingeladen ist“.
Bestellen Sie unsere CD!
An diesem Sonntagabend senden wir den siebten Teil der Radio-Akademie; den achten und letzten Teil hören Sie in einer Woche. Die ganze Reihe lässt sich auf CD unter cd@vaticannews.de bestellen. Dabei freuen wir uns sehr, wenn Sie uns auch eine Spende oder eine Aufwandsentschädigung zukommen lassen...
(vatican news – sk)
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