Papst bricht eine Lanze für den Sozialstaat
Im Vatikan empfing der 86-jährige Papst Vertreter des italienischen Renteninstituts INPS. Dabei erklärte er zunächst, dass das Thema Altersvorsorge immer aktueller werde. Das begründete er folgendermaßen:
„Einerseits scheint die Gesellschaft den Zukunftshorizont aus den Augen verloren zu haben. Sie ist auf die Gegenwart fixiert und kümmert sich wenig darum, was mit den kommenden Generationen geschieht... Besorgniserregende Zeichen dafür sind die ökologische Krise und die öffentliche Verschuldung, die auf den Schultern der Kinder und Enkelkinder lastet.. Die Entscheidung für Nachhaltigkeit entspricht hingegen dem Grundsatz, dass es ungerecht ist, jungen Menschen unumkehrbare und überfordernde Lasten aufzubürden.“
Plädoyer für den Generationenvertrag
Andererseits sei die Altersvorsorge eine Form der öffentlichen Wohlfahrt, die die verschiedenen Generationen zusammenhalte – das war ein päpstliches Plädoyer für den Generationenvertrag. „Die wohlverdiente Rente eines Arbeitnehmers wird nämlich nicht nur durch seine Arbeitsjahre gestützt, sondern auch durch die Tatsache, dass es jemanden gibt, der durch seine Tätigkeit konkret für die Rente der anderen aufkommt. Im Grunde ist eine starke Verbindung zwischen den Generationen eine Voraussetzung dafür, dass die Altersvorsorge funktioniert.“
Auch ausländische Arbeitnehmer in Italien zahlten ins Sozial- und Rentensystem ein – dafür verdienten sie „Dankbarkeit“, so Franziskus. Überhaupt stehe und falle die soziale Sicherheit im Land mit dem Prinzip der Solidarität. Sie sei gerade in einer Gesellschaft, die wie die italienische immer älter werde, entscheidend, um den Wohlfahrtsstaat zu erhalten.
Gegen Schwarzarbeit und prekäre Arbeitsverhältnisse vorgehen
Franziskus rief dazu auf, der Schwarzarbeit die rote Karte zu zeigen. „Im Moment scheint sie dem Einzelnen wirtschaftliche Vorteile zu bringen, aber auf lange Sicht ermöglicht sie es den Familien nicht, Beiträge zu leisten und einen gerechten Zugang zum Rentensystem zu erhalten.“ Wichtig sei auch die Abkehr von prekären Arbeitsverhältnissen; diese dürften nur vorübergehend sein, sonst erlaubten sie jungen Menschen nicht, im Sozialsystem Fuß zu fassen.
„Wir brauchen weise Politiker, die sich vom Kriterium der Geschwisterlichkeit leiten lassen und die es vermeiden, dass die vorhandenen Ressourcen verschwendet werden und die kommenden Generationen in Not geraten.“ Um wirtschaftlich zu sein, müsse eine „Kultur des Gemeinwohls und des Wohlstands“ auch sozial sein.
Das INPS wurde schon 1898 als staatliche Anstalt für soziale Fürsorge gegründet; es ist der zentrale Player im staatlichen italienischen Rentensystem. Das gesetzliche Rentenalter liegt - anders als in Frankreich - bei 67 Jahren; für die Rente sind zwanzig Beitragsjahre Voraussetzung. Unter bestimmten Bedingungen sind auch ein Vorruhestand bzw. ein vorzeitiger Renteneintritt möglich - für Frauen ab 58, für Männer ab 59 Jahren.
(vatican news – sk)
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