Wortlaut: Papst Franziskus bei der Generalaudienz
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Nachdem wir uns vor vierzehn Tagen mit dem persönlichen Eifer des heiligen Paulus für das Evangelium befasst haben, können wir heute weiter über den Eifer für das Evangelium nachdenken, wie ihn Paulus mit seinen Worten und in seinen Briefen beschreibt.
Aus eigener Erfahrung ist Paulus die Gefahr eines verzerrten, fehlgeleiteten Eifers nicht unbekannt. In dieser Gefahr hat er sich vor dem providentiellen Fall auf der Straße nach Damaskus ja schließlich selbst befunden. Manchmal haben wir es mit einem fehlgeleiteten Eifer zu tun, der auf der Einhaltung rein menschlicher und veralteter Normen für die christliche Gemeinschaft beharrt. „Jene Leute – schreibt der Apostel – eifern um euch nicht in guter Absicht; sie wollen euch abtrünnig machen, damit ihr um sie eifert“ (Gal 4,17).
Wir können nicht leugnen, dass sich auch in der christlichen Gemeinschaft manche den falschen Dingen widmen; man kann sich eines falschen Eifers für das Evangelium rühmen, während man in Wirklichkeit der Prahlerei oder den eigenen Überzeugungen oder ein bisschen Selbstliebe nachgeht.
Das ist der Grund, warum wir uns fragen: Wie beschreibt Paulus die Merkmale eines echten Eifers für das Evangelium? Die Lesung, die wir anfangs gehört haben, scheint mir hier sehr hilfreich zu sein, da sie eine Aufzählung von „Waffen“ enthält, die der Apostel für den geistlichen Kampf empfiehlt. Darunter die Bereitschaft, das Evangelium zu verbreiten: eine Bereitschaft, die manchmal mit „Eifer“ übersetzt wird - diese Person ist eifrig dabei, diese Ideen, diese Dinge zu verfolgen - und mit der wir uns „beschuhen“ müssten. Aber warum? Was hat der Eifer für das Evangelium mit den Schuhen zu tun, die man an den Füßen trägt? Diese Metapher verweist auf ein Wort des Propheten Jesaja, der es so formuliert: „Wie willkommen sind auf den Bergen / die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, / der eine frohe Botschaft bringt und Heil verheißt, / der zu Zion sagt: Dein Gott ist König“ (52,7).
Auch hier ist also von den Schritten des Boten die Rede, der eine gute Nachricht bringt. Warum? Weil derjenige, der verkündet, unterwegs sein, hinausgehen muss! Aber wir stellen auch fest, dass Paulus in diesem Text von den Schuhen als Teil einer „Rüstung“ spricht – in Anlehnung an die Ausrüstung eines Soldaten, der in die Schlacht zieht: Im Kampf war es wichtig, sich auf solides Schuhwerk stützen zu können: man musste schließlich den Tücken des Schlachtfeldes gewachsen sein, das der Gegner oft mit Fallen übersät hatte – und man musste auch die nötige Kraft zu haben, schnell laufen zu können, und vor allem in die richtige Richtung. Deshalb ist der Schuh zum Laufen und zum Vermeiden all dieser Dinge des Gegners.
Der Eifer für das Evangelium ist also sozusagen das, was die Verkündigung stützt, und die Boten sind ein bisschen wie die Füße des Leibes Christi, der die Kirche ist. Es gibt keine Verkündigung ohne Bewegung, ohne „Hinausgehen“, ohne Initiative. Christen sind immer in Bewegung ist, wer nicht aus sich herausgeht, um sich auf den Weg zu machen, zu verkünden, ist kein Christ. Es gibt keine Verkündigung ohne Bewegung, ohne Gehen. Daher geschieht die Verkündigung des Evangeliums auch nicht statisch, am Schreibtisch oder am Computer, wo man sich wie die „Tasten-Krieger“ in Polemik ergeht und die Kreativität der Verkündigung mit „Copy-and-Paste“ – dem Kopieren und Einfügen – von Ideen ersetzt, die man von irgendwo übernommen hat. Das Evangelium wird verkündet, indem man sich bewegt, indem man unterwegs ist und in die Welt hinausgeht.
Der Begriff, mit dem Paulus das „Schuhwerk“ derer bezeichnet, die das Evangelium in die Welt tragen, ist ein griechisches Wort, das Bereitschaft, Vorbereitung, Eifer bedeutet. Das Gegenteil der Trägheit, die mit der Liebe unvereinbar ist. In der Tat sagt Paulus an einer anderen Stelle: „Lasst nicht nach in eurem Eifer, lasst euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn!“ (Röm 12,11). Folgende Haltung wird im Buch Exodus für die Feier des Pessachmahles gefordert: „So aber sollt ihr es essen - das Lamm -: eure Hüften gegürtet, Schuhe an euren Füßen und euren Stab in eurer Hand. Esst es hastig! Es ist ein Pessach für den Herrn. In dieser Nacht gehe ich durch das Land Ägypten“ (12,11-12a).
Wer das Evangelium verkündet, ist bereit, aufzubrechen und weiß, dass der Herr auf überraschende Weise vorbeikommt; er muss daher frei von Schemata sein und bereit für das Unerwartete: auf Überraschungen vorbereitet. Wer das Evangelium verkündet, darf nicht in Käfigen der Plausibilität gefangen sein oder nach dem Motto handeln: „Das hat man schon immer so gemacht“. Er ist vielmehr bereit, einer Weisheit zu folgen, die nicht von dieser Welt ist; und so kann Paulus ja auch von sich sagen: „Meine Botschaft und Verkündigung war nicht Überredung durch gewandte und kluge Worte, sondern war mit dem Erweis von Geist und Kraft verbunden, damit sich euer Glaube nicht auf Menschenweisheit stützte, sondern auf die Kraft Gottes“ (1 Kor 2,4-5).
Brüder und Schwestern: es ist wichtig, diese Bereitschaft für die Neuheit des Evangeliums zu haben, diese Haltung, die Elan zeigt, ein Ergreifen der Initiative, ein Vorangehen. Es geht darum, keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen, um das Evangelium des Friedens zu verkünden, jenes Friedens, den Christus mehr und besser zu geben weiß, als es die Welt tut. Und deshalb fordere ich euch auf, Evangelisierer zu sein, die in Bewegung sind, ohne Angst; die hinausgehen, um die Schönheit Jesu zu bringen, um die Neuheit Jesu zu bringen, der alles verändert. ,Ja, Vater - kann man da sagen - der Kalender hat sich geändert, denn jetzt zählen wir die Jahre vor Jesus...' - ,Aber ändere auch dein Herz: Bist du bereit, dein Herz von Jesus verändern zu lassen? Oder bist du ein lauwarmer Christ, der nicht in Bewegung ist?'
Denkt darüber nach: seid ihr begeistert von Jesus, seid ihr in Bewegung? Denkt darüber nach...!
(vaticannews - skr/pr)
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