Papst beim WJT in Lissabon: Zwei Schwerpunkte
Stefanie Stahlhofen - Lissabon
Wie waren die große Schlussmesse und die Vigil?
Die Vigil am Vorabend und die Schlussmesse mit Papst Franziskus sind natürlich Höhepunkte der Weltjugendtage. Es ist unglaublich, wie viele Leute da sind. Es waren nochmal mehr als die Vortage, die Millionenmarke wurde weit überschritten: Rund 1,5 Millionen Menschen waren bei der Vigil am Vorabend mit dem Papst, die meisten haben direkt auf dem Feld übernachtet, als waren auch mindestens so viele dann bei der Messe. Am Abend bei der Vigil gab es auch ein Kultur- und Tanzprogramm und besondere Glaubensgeschichten zu hören. Mit Drohnen war in den Himmel geschrieben „Raise up – steh auf“, in verschiedenen Sprachen. In Erinnerung an das Motto dieses 37. Weltjugendtags: „Maria stand auf und machte sich eilig auf den Weg“.
Darauf ist Papst in seiner Rede bei der Vigil, die er auf Spanisch fast komplett frei gehalten hat, eingegangen. Mir ist in Erinnerung geblieben, dass man immer wieder aufstehen soll, wenn man hinfällt. Und dass man auch anderen aufhelfen soll, wenn sie gefallen sind. Ein weiterer besonderer Moment war sicher auch die eucharistische Anbetung bei der Vigil, ein Element der Weltjugendtage das wir übrigens Papst Benedikt XVI. zu verdanken haben. Bei der WJT-Schlussmesse am Sonntag hat der Papst in seiner Predigt betont, dass junge Menschen die Gegenwart und die Zukunft sind und dass sie sich nicht fürchten sollen. „Fürchtet euch nicht, habt keine Angst“ - das hat er mehrfach gesagt.
Einladung nach Rom 2025 und Korea 2027
Mit Spannung wurde erwartet, wann und wo der nächste Weltjugendtag ist. Papst Franziskus hat zunächst alle nach Italien eingeladen, nach Rom für 2025 beim Heiligen Jahr. Da war der Jubel natürlich besonders unter den italienischen Gruppen groß, die „Roma, Roma“ geschrien haben und in die Luft gesprungen sind. Im Anschluss hat der Papst dann verkündet, dass der nächste Internationale WJT 2027 in Asien, Korea stattfinden wird. Auch die Koreaner haben sich gefreut – aber sie waren - vielleicht weil sie Asiaten sind - doch etwas verhaltener. Oder sie waren überrascht. Sie haben aber auch heftig geklatscht und gejohlt und dann am Ende auch „Korea, Korea gerufen“. Der nächste WJT ist in Südkorea, in Seoul und Alberto, der von dort kommt sagte mir in einer ersten Reaktion: „Ich denke es ist wirklich eine große Ehre. Und ich bin sehr froh, die Jugend aus aller Welt dann in meiner Heimatstadt zu sehen!"
Auch Matteo aus Italien, der mit dem Rollstuhl bei der Messe war, habe ich um eine Reaktion gebeten, für den WJT in Rom während des Heiligens Jahrs 2025 – er hat gesagt, das sei eine „schöne Sache für Italien“.
Bilanz nach 5 Tagen WJT mit Papst Franziskus?
Inhaltlich hat der Papst zwei Schwerpunkte gesetzt: 1. Das Thema Frieden und Willkommenskultur, Geschwisterlichkeit. Bei seiner ersten Rede an die Politiker hat er einen „fehlenden Friedenskurs Europas“ beklagt. Bei seiner Begegnung mit Priestern, Ordensleuten, Pastoralarbeitern und Seminaristen hat er betont, „auf dem Schiff der Kirche muss Platz für alle sein“. Beim Kreuzweg am Freitagabend wurde auch das Thema Krieg thematisiert. 2. Schwerpunkt: Der direkte Draht zu den jungen Menschen, wo sich der Papst direkt an sie gewendet hat. Das war etwa bei der Willkommensfeier, der Vigil und der Schlussmesse der Fall. Bei der Willkommensfeier hat der Papst den jungen Leuten zugerufen „Gott liebt dich so, wie du bist“. An der Uni hat er sie aufgerufen, etwas zu riskieren, bei der Vigil - wie schon gesagt- der Aufruf, immer wieder aufzustehen – und anderen aufzuhelfen. Bei der Messe am Sonntag dann in der Predigt der Appell, keine Angst zu haben. Der Papst hat die Jugend also bestärkt und ihnen gesagt, dass sie nicht aufgeben sollen und ihnen Hoffnung gemacht.
Persönlich fand ich unbeschreiblich, so viele Menschen aus aller Welt zu sehen, die der Glaube vereint, junge, aber auch ältere Menschen, von überall her, mit teilweise auch unterschiedlichen Vorstellungen und Ansichten auch zu Glauben und zu Kirche, die aber doch alle am Ende friedlich beisammen sind und auch viel in Dialog gekommen sind.
Was ist dir persönlich besonders in Erinnerung geblieben?
Beim Treffen des Papstes mit den Studierenden der Katholischen Universität Lissabon habe ich eine junge Muslima getroffen, die aus Afghanistan geflohen ist und über einen Fonds, der „Papst Franziskus Fonds“ heißt, an der katholischen Uni studieren kann. Ich habe sie interviewt und sie hat erzählt, dass sie den Papst kurz treffen wird und ihm einen Brief geben will um sich zu bedanken. Und als sie von da zurück kam, das Interview fertig war und das Mikro aus war, haben wir uns beide spontan umarmt.
Unter Journalisten gab es etwas Verwirrung zum Gebet von Papst Franziskus in Fatima. Warum?
Unter den Journalisten gab es Verwirrung, weil ein Friedensgebet des Papstes in Fatima angekündigt war. Der Papst hat da aber dann keinen Gebetstext verlesen, sondern im Stillen gebetet. Das hat wohl einige verwirrt. Ich fand das gar nicht so verwunderlich, weil der Papst viel frei gesprochen hat während dieser Papstreise, er sieht sich also nicht sehr an Texte gebunden. Und Fatima ist bekannt als Ort des Gebets für den Frieden. Worte sind vielleicht öffentlichkeitswirksamer, aber ein stilles intensives Gebet ist keinesfalls weniger Wert. Zudem hat sich Papst Franziskus am Ende der Schlussmesse dann deutlich zum Thema Frieden geäußert und da auch die Ukraine beispielsweise noch einmal explizit erwähnt.
Es war die erste Auslandsreise von Papst Franziskus nach seiner Bauch-Op. Wie fit hat der Papst gewirkt?
Er hat verhältnismäßig fit gewirkt: Mit 86 ist es ja bei dem Programm normal, dass man vielleicht auch etwas müde ist – und es waren auch viele Jugendliche ab und zu müde. Je nach Anlass – beim Kreuzweg etwa - ist der Papst natürlich ernster. Bei der Vigil erschien er mir aber sehr in seinem Element und hat auch viel gelacht. Beim Kreuzweg war es auch so, dass er am Anfang gesprochen hat und dann hätte gehen können, um den Kreuzweg per Bildschirm zu verfolgen – er ist aber geblieben. Bei der Vigil hat er hingegen die erste Reihe etwa nicht mehr persönlich begrüßt, vielleicht weil es spät war und er müde. Oft war der Papst im Rollstuhl unterwegs – aber das sind wir ja inzwischen gewohnt. Insgesamt war mein Eindruck, die Begegnungen mit den jungen Menschen geben ihm auch Kraft.
(vatican news - sst)
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