Papst zu Christkönig: Das Königtum Jesu ist Barmherzigkeit
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Heute kann ich mich nicht vom Fenster (des Apostolischen Palasts) an euch wenden, weil ich dieses Problem mit einer Entzündung im Lungenbereich habe. Mons. Braida wird die Katechese verlesen. Er ist ja auch derjenige, der diese Katechesen immer so gut schreibt. Vielen Dank, dass ihr heute mit dabei seid.“
Mit diesen Worten wandte sich Franziskus diesen Sonntag im Video an die Gläubigen, die sich über die verschiedenen Kommunikationskanäle zum Angelusgebet zugeschaltet hatten. Die Pilger, die auch diesen Sonntag wieder zahlreich auf den Petersplatz gekommen waren, konnten den Papst über Großbildschirme sehen. Die Auslegung des Tagesevangeliums und die abschließenden Papstappelle wurden von Mons. Paolo Braida aus dem vatikanischen Staatssekretariat verlesen. Den Engel des Herrn betete Papst Franziskus selbst.
Das Jüngste Gericht und der Maßstab der Nächstenliebe
Mit dem Christkönigssonntag, an dem wir unseren Herrn Jesus Christus als König des Weltalls feiern, klingt das Kirchenjahr aus. An diesem Hochfest sind wir eingeladen, über die endgültigen Fragen am Jüngsten Tag nachzudenken. Im Bibeltext zum Jüngsten Gericht, den der Evangelist Matthäus vorlegt, scheidet der Christkönig und Weltenrichter die Guten von den Bösen. Und der entscheidende Maßstab dabei wird die Nächstenliebe sein.
„Nach den Kriterien der Welt sollten die Freunde des Königs diejenigen sein, die ihm Reichtum und Macht verliehen haben, die ihm geholfen haben, Gebiete zu erobern, Schlachten zu gewinnen, sich über andere Herrscher zu erheben, ja vielleicht auf den Titelseiten der Zeitungen oder in den sozialen Medien wie ein Star gefeiert zu werden,“ begann der Text des Papstes zum Tagesevangelium am Christkönigssonntag. „Zu ihnen sollte er sagen: Danke, denn ihr habt mich reich und berühmt gemacht, beneidet und gefürchtet.“
Jesus urteilt nicht nach den Maßstäben der Welt
Jesus aber urteile nicht nach den Maßstäben dieser Welt, sondern sei ein König ganz anderer Art, „ein König, der die Armen "Brüder" nennt, sich mit den Hungernden und Dürstenden, den Fremden, Kranken und Gefangenen identifiziert und sagt: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan",“ hieß es im von Mons. Braida verlesenen Text weiter. „Er ist ein König, der sensibel ist für das Problem des Hungers, das Bedürfnis nach einem Zuhause, für Krankheit und Gefangenschaft: alles Realitäten, die leider noch immer allgegenwärtig sind. Hungrige, obdachlose Menschen, die sich kleiden so gut sie eben können, bevölkern unsere Straßen: Wir begegnen ihnen jeden Tag. Und auch was Krankheit und Gefängnis betrifft, so wissen wir alle, was es bedeutet, krank zu sein, Fehler zu machen und dafür bezahlen zu müssen.“
Nicht wegschauen, sondern konkrete Hilfe leisten
Liebe und Dienst – darauf komme es an. So wurde in der Katechese auf den Punkt gebracht, was einen Christen auszeichnet. Mit der leidenden Menschheit konfrontiert, dürfe man nicht wegschauen, sondern müsse dieser Not Abhilfe schaffen, in dem man Bedürftigen konkrete Hilfe leistet.
Der Stil Jesu: Mitleid, Barmherzigkeit, Zärtlichkeit
„Jesus, unser König, der sich Menschensohn nennt, findet seine liebsten Brüder und Schwestern in den Schwächsten. Sein "Königssaal" ist dort, wo Menschen leiden und Hilfe brauchen. Das ist der 'Hofstaat' unseres Königs. Und der Stil, durch den sich seine Freunde auszeichnen sollen – jene, die Jesus zum Herrn haben –, ist der Stil des Herrn selbst: Mitleid, Barmherzigkeit, Zärtlichkeit. Sie veredeln das Herz und sind wie Öl, das auf die Wunden der vom Leben Verwundeten tropft.“
Nächstenliebe: Der königlichste Ausdruck des Menschen
Abschließend lud Franziskus in seinem Text wie immer zur Gewissenserforschung ein:
„Glauben wir, dass das wahre Königtum in der Barmherzigkeit besteht? Glauben wir an die Macht der Liebe? Glauben wir, dass die Nächstenliebe der "königlichste" Ausdruck des Menschen und eine unabdingbare Voraussetzung für einen Christen ist? Und schließlich: Bin ich ein Freund des Königs: fühle ich mich also von den Bedürfnissen der leidenden Menschen, die meinen Weg kreuzen, persönlich betroffen?
(vaticannews – skr)
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