Papst: Das Evangelium ist nicht für wenige Privilegierte
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Auf einem sonnigen Petersplatz hat Franziskus diesen Mittwochvormittag seine Katechesenreihe zur Leidenschaft für die Evangelisierung fortgesetzt. Bunt gekleidete Fahnenträger aus Italien standen Spalier, als das päpstliche Papamobil auf dem Petersplatz vorfuhr. Wie vergangene Woche angekündigt, will sich Franziskus in den kommenden Wochen mit Aspekten befassen, die für die Verkündigung wesentlich sind.
„Die christliche Verkündigung ist Freude für alle. Wenn wir Jesus wirklich begegnen, durchdringt das Staunen über diese Begegnung unser ganzes Leben, will über uns selbst hinausgetragen werden. Der Herr möchte, dass sein Evangelium allen gilt. Darin liegt nämlich eine „humanisierende Kraft“, eine Erfüllung des Lebens, die für jeden Menschen bestimmt ist, denn Christus ist für alle geboren, gestorben und auferstanden. Für alle ohne Ausnahme.“
Aus seinem Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium zitierend, stellte der Papst heraus, dass die Christen die Pflicht hätten, das Evangelium ausnahmslos allen zu verkünden, dass sie „extrovertiert“ und „aufgeschlossen“ sein müssten, weil die Kirche durch Anziehung wachse und nicht durch Proselytismus.
Offenbar wird diese universale Dimension der Sendung Jesu auch in der Begegnung des Herrn mit der Kanaanäerin (Mt 15,21-28): Der unerschütterliche Glaube dieser fremden und heidnischen Frau, der es gelang, Jesus umzustimmen, mache deutlich, dass die Botschaft Jesu nicht nur einem Volk, sondern allen Menschen gelte, so der Papst.
„Die Bibel zeigt uns, dass Gott, wenn er einen Menschen beruft und einen Bund mit ihm schließt, dies immer nach folgendem Kriterium tut: Er erwählt einen, um andere zu erreichen. Das ist das Kriterium Gottes, der Berufung durch Gott.“
Kein Privileg einiger weniger Auserwählter
Doch die Berufung dürfe nicht als Privileg für den Einzelnen verstanden werden, das ihn über andere erhebt, warnte Franziskus. Sie bestehe nämlich darin, freies und mutiges Werkzeug der Liebe Gottes zu sein und so den Glauben im Gebet und im Dienst für die anderen zu bezeugen.
Wörtlich sagte Franziskus:
„Bitte nicht! Die Berufung ist kein Privileg, niemals! Wir können nicht sagen, dass wir im Vergleich zu anderen privilegiert seien, nein - die Berufung ist Berufung zu einem Dienst. Und Gott wählt einen aus, um alle zu lieben, um alle zu erreichen. Auch um der Versuchung vorzubeugen, das Christentum mit einer ethnischen Gruppe, einem System zu identifizieren. Denn dann verliert es sein wahrhaft katholisches Wesen, also für alle, universal zu sein: Es ist kein Grüppchen von Auserwählten erster Klasse. Wir dürfen nicht vergessen, dass Gott einige erwählt, um alle zu lieben. Dieser Horizont der Universalität. Das Evangelium ist nicht nur für mich, es ist für alle - vergessen wir das nicht!“
(vatican news – skr)
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