Radio-Akademie (6): Ein Papst stirbt
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Der 5. Januar 2023, Tag der Beisetzung von Benedikt XVI., war ein seltsamer Tag. Dichter Nebel waberte durch Rom; vom Petersplatz aus war die Kuppel der Basilika nicht mehr zu sehen.
Etwa 50.000 Menschen standen auf der Piazza, als gegen 8.50 Uhr zwölf Träger den Zypressensarg mit dem Leichnam des verstorbenen, emeritierten Papstes vor der Fassade des Petersdoms abstellten. In der Nähe des Altars waren uniformierte Gebirgsschützen aus der bayerischen Heimat Benedikts zu sehen; Tausende von Priestern konzelebrierten. Die Stimmung war würdig, gedämpft, Joseph Ratzinger hatte sich eine einfache Feier gewünscht.
Totenmesse im Nebel
Überraschend für viele war, dass Papst Franziskus, der der Eucharistiefeier vorstand, in seiner Predigt darauf verzichtete, ein weiteres Mal zu einer Würdigung seines Vorgängers auszuholen, und stattdessen über Lebenshingabe, Sanftmut und Gebet meditierte. Erst im letzten Satz der Predigt fiel überhaupt der Name Benedetto: „Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!“
An dieser Predigt schieden sich – wie an vielem, was in diesen Tagen in Rom geschah – die Geister. Die einen empörten sich, dass der Name des Verstorbenen kaum einmal erwähnt worden war. Andere nahmen in Franziskus‘ Worten eine Feinfühligkeit und ein Understatement wahr, die zu Benedikt XVI. passten.
Nach der Messfeier wurde der Sarg zur Beisetzung Benedikts in die Grotten von Sankt Peter gebracht; dort wurde der Papst aus Deutschland im früheren Grab Johannes Pauls II. bestattet – unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Oben auf der Piazza interviewten wir derweil Deutsche, die an der Totenmesse teilgenommen hatten. „Ich glaube, wir haben in Papst Benedikt jetzt schon einen Fürsprecher“, sagte jemand, der als Ministrant den Papstbesuch in Regensburg 2006 erlebt hatte. Er fühle an diesem Tag vor allem „Dankbarkeit, dass Papst Benedikt bei uns war und sicherlich auch bei uns bleibt“.
Auf einer Dachterrasse ganz in der Nähe der Kolonnaden des Petersplatzes würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Verstorbenen mit sehr staatstragenden Worten. „Er war der erste deutsche Papst seit mehr als 500 Jahren, in der ganzen Welt hoch respektiert und geachtet.“ Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, dankte derweil vor Journalisten als allererstes Erzbischof Georg Gänswein „für den Dienst, den er an Papst Benedikt getan hat, nicht nur während seiner Amtszeit, sondern auch in den zehn zurückliegenden Jahren. Das war ein großer Dienst: bis in seine letzten Stunden hinein zu bleiben.“
„Das ist doch das Wunderbare unseres Glaubens...“
Ersten „Santo-Subito“-Forderungen konnte Bätzing allerdings nicht viel abgewinnen: „Die Kirche hat in ihrem Recht gute Regeln zum Umgang mit anstehenden Seligsprechung und Heiligsprechungen – und da heißt es zunächst einmal: Fünf Jahre nach dem Tod eines Menschen ist zunächst Ruhe zu bewahren.“ Auf die Frage, mit welchen Entscheidungen des Verstorbenen er seine größten Schwierigkeiten gehabt habe, versetzte der Limburger Bischof: „Das ist doch das Wunderbare unseres Glaubens, dass nicht wir die Abrechnung eines Lebens machen müssen und machen können, sondern dass das ein gütiger und barmherziger Gott tut.“
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(vatican news)
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