Franziskus, das bittere Bonbon und die Traurigkeit
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Das liegt nicht etwa an einer Zermürbung angesichts von kircheninternen Problemen oder dergleichen; vielmehr führt der Papst in den Ansprachen bei seinen Mittwochs-Generalaudienzen derzeit eine Katechesen-Reihe über Tugenden und Laster durch. Und diesmal war eben „ein etwas hässliches Laster“, also die Traurigkeit dran, verstanden als „Niedergeschlagenheit der Seele“.
„Zunächst muss darauf hingewiesen werden, dass die Väter in Bezug auf Traurigkeit eine wichtige Unterscheidung entwickelt hatten. Tatsächlich gibt es eine Traurigkeit, die dem christlichen Leben angemessen ist und die sich mit der Gnade Gottes in Freude verwandelt. Diese sollte natürlich nicht abgelehnt werden und ist Teil des Weges der Umkehr. Aber es gibt auch eine zweite Art von Traurigkeit, die sich in die Seele einschleicht und sie in einen Zustand der Niedergeschlagenheit wirft. Es ist diese zweite Art von Traurigkeit, die entschlossen und mit aller Kraft bekämpft werden muss…“
„Eine Krankheit der Seele“
Diese zweite Spielform der Traurigkeit sei eigentlich „eine Krankheit der Seele“; sie habe etwas mit enttäuschten Wünschen oder Hoffnungen zu tun, mit der Erfahrung von Verlust. So sei es den Emmausjüngern gegangen, die nach dem Tod Jesu niedergeschmettert Jerusalem verlassen hätten.
„Wir alle machen Prüfungen durch, die in uns Traurigkeit hervorrufen, denn das Leben lässt uns von Träumen träumen, die dann auseinanderfallen. In dieser Situation verlässt sich mancher nach einer Zeit des Aufruhrs auf die Hoffnung; aber andere schwelgen in Melancholie und lassen zu, dass ihre Herzen brandig werden… Traurigkeit ist wie eine Lust, keine Lust zu empfinden… Es ist, als griffe man zu einem bitteren, bitteren Bonbon ohne Zucker, einem hässlichen, und würde daran lutschen. Traurigkeit ist eine Lust der Lustlosigkeit.“
Dämon und Parasit
Nimmt sie überhand, dann führt sie nach der Diagnose des Papstes „nicht zu einem gesunden Leben, geschweige denn zu einem christlichen“. Sie könne geradezu zu einem „bösen Geisteszustand“ werden. Er sei „ein heimtückischer Dämon, der der Traurigkeit“; die Wüstenväter hätten ihn mit einem Wurm im Herzen verglichen, der von innen an einem nagt.
„Wir müssen wachsam sein gegenüber dieser Traurigkeit und daran denken, dass Jesus uns die Freude der Auferstehung bringt. Aber was soll ich tun, wenn ich traurig bin? Innehalten und schauen: Ist das eine gute Traurigkeit? Ist diese Traurigkeit nicht gut? Und reagieren Sie entsprechend der Art der Traurigkeit. Vergessen Sie nicht, dass Traurigkeit etwas sehr Schlimmes sein kann, das uns zu Pessimismus und zu einem Egoismus führt, der schwer zu heilen ist.“
(vatican news – sk)
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