Papst: „Wer liebt, wird nicht müde, ist nicht reizbar, stellt keine Ultimaten"
Valerie Nusser - Vatikanstadt
Es sei kein Zufall, so Papst Franziskus, dass die „Pazienza“, die Geduld, die gleiche Wurzel wie die Passion habe. Gerade in der Leidensgeschichte zeige sich die Geduld Christi, „der es mit Sanftmut und Milde hinnimmt, verhaftet, geschlagen und zu Unrecht verurteilt zu werden; vor Pilatus macht er keine Vorwürfe; er erträgt die Beleidigungen, das Bespucken und die Geißelung durch die Soldaten; er trägt die Last des Kreuzes; er vergibt denen, die ihn ans Holz nageln, und am Kreuz reagiert er nicht auf Provokationen, sondern bietet Barmherzigkeit“, erklärte Franziskus. Die Geduld, so der Papst, sei nicht nur eine Notwendigkeit, sondern ein Appell. Er forderte die Gläubigen auf, besonders in der Karwoche den gekreuzigten Jesus zu betrachten und seine Geduld zu verinnerlichen.
Liebe und Geduld im Hohelied der Liebe
Franziskus zitierte dann das Hohelied der Liebe des Apostels Paulus, das eine enge Verbindung zwischen der Geduld und der Liebe aufzeige. Paulus beschreibt darin die Liebe als großmütig und geduldig. Die Wurzel der Geduld sei demnach also die Liebe. „Es ist das erste Merkmal jeder großen Liebe, die auf das Böse mit dem Guten zu antworten weiß, die sich nicht in Zorn und Entmutigung verschließt, sondern ausharrt und neu beginnt. Eine Geduld, die neu beginnt“, erklärte der Papst. „Gott ist Liebe, und wer liebt, wird nicht müde, ist nicht reizbar, stellt keine Ultimaten. Gott ist geduldig, Gott weiß zu warten.“
„Man könnte also sagen, dass es kein besseres Zeugnis für die Liebe Jesu gibt, als einem geduldigen Christen zu begegnen“, so das Kirchenoberhaupt, aber oft mangele es den Menschen im Alltag an Geduld. „Es ist schwierig, ruhig zu bleiben, unsere Instinkte zu kontrollieren, schlechte Reaktionen zurückzuhalten, und Streit und Konflikte in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der christlichen Gemeinschaft zu entschärfen. Es kommt immer sofort unsere Reaktion, und wir sind nicht fähig, geduldig zu bleiben“, sagte Franziskus.
Den Blick weiten und sich in Geduld üben
Um sich in Geduld zu üben, empfahl der Papst, den Blick zu weiten und sich nicht auf die eigenen Sorgen zu fixieren. Franziskus nannte zwei Väter, die an der Generalaudienz teilnahmen, ein Israeli und ein Palästinenser: „Beide haben ihre Töchter in diesem Krieg verloren, und beide sind Freunde; sie schauen nicht auf die Feindschaft des Krieges, sondern sie schauen auf die Freundschaft zweier Männer, die sich lieben und die dasselbe durchgemacht haben. Denken wir an dieses sehr schöne Zeugnis dieser beiden Menschen, die in ihren Töchtern den Krieg im Heiligen Land erlitten haben“. Franziskus dankte beiden Vätern für ihr Zeugnis und sprach mit ihnen nach dem Ende der Generalaudienz.
(vatican news)
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