Papst: Christliche Liebe lässt uns sogar unsere Feinde lieben
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Ausgehend vom ersten Korintherbrief, in dem Paulus die von internen Spaltungen und Rechthaberei gekennzeichnete Christengemeinde zur Nächstenliebe ruft (1Kor 8,1), erläuterte der Papst, was die von Gott kommende Liebe von der Liebe im herkömmlichen, menschlichen Sinn unterscheidet.
„Vielleicht dachte niemand in der Gemeinde von Korinth, dass sie gesündigt hatten, und die harten Worte des Apostels erschienen ihnen ein wenig unverständlich", so Franziskus. „Wahrscheinlich waren sie alle überzeugt davon, gute Menschen zu sein und hätten auf die Frage nach der Liebe geantwortet, dass diese für sie gewiss ein sehr wichtiger Wert sei – genauso wie Freundschaft und Familie.“
Die Liebe sei ja auch heute „im Mund der vielen „Influencer“ ebenso wie in den Refrains vieler Lieder,“ gab der Papst zu bedenken und stellte die Frage in den Raum, was Liebe eigentlich sei.
Unseren Nächsten lieben, wie Gott ihn liebt
„Die Christen des Altertums hatten mehrere griechische Wörter, um die Liebe zu definieren. Am Ende hat sich das Wort agape durchgesetzt, das wir normalerweise mit Nächstenliebe übersetzen,“ erklärte das Kirchenoberhaupt. „In Wahrheit sind die Christen nämlich zu jeder Liebe dieser Welt fähig: Auch sie verlieben sich, wie es mehr oder weniger jeder Mensch tut. Auch sie erfahren das Wohlwollen, das mit der Freundschaft einhergeht. Auch sie kennen die Liebe zur Heimat und die universale Liebe zur ganzen Menschheit. Aber es gibt eine größere Liebe, die von Gott kommt und zu Gott hinführt; eine Liebe, die uns befähigt, Gott zu lieben, seine Freunde zu werden, und unseren Nächsten zu lieben, wie Gott ihn liebt – mit dem Wunsch, die Freundschaft mit Gott zu teilen.“
Christliche Liebe umarmt auch das Unliebsame
Diese Liebe nach der Art Christi befähige, „zu lieben, ohne etwas dafür zu erwarten; auch jene, die nach menschlichem Ermessen nicht liebenswürdig erscheinen; auch jene, die uns nicht mögen und es uns nicht danken - selbst unsere Feinde", fuhr der Papst fort.
„Wir erkennen sofort, dass es sich um eine schwierige Liebe handelt, die man unmöglich praktizieren kann, wenn man nicht in Gott lebt. Unsere menschliche Natur bringt uns dazu, spontan das zu lieben, was gut und schön ist. Im Namen eines Ideals oder einer großen Zuneigung können wir sogar großzügig sein und heldenhafte Taten vollbringen. Die Liebe Gottes aber geht über diese Kriterien hinaus. Die christliche Liebe umarmt das Unliebsame, bietet Vergebung an.“
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan
Abschließend bot der Papst noch folgenden Denkanstoß an:
„Denn am Abend unseres Lebens werden wir nicht nach der allgemeinen Liebe, sondern nach der Liebe zu unserem Nächsten beurteilt…. ,Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan´ (Mt 25,40). Das ist das Schöne, das Große an der Liebe.“
(vaticannews – skr)
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