Die Audienz im Vatikan Die Audienz im Vatikan  (Vatican Media)

Papst Franziskus: „Einbeziehung der Armen in Unternehmen nötig“

„Vergesst die Ärmsten und die Ausgestoßenen nicht.“ Das sagte der Papst an diesem Samstagvormittag zu einer Gruppe von CEOs großer Unternehmen und Banken, die er in Audienz empfing. „Die Kreislaufwirtschaft ist zu einem Schlüsselwort geworden, das uns dazu einlädt, Abfälle wiederzuverwenden und zu recyceln“, stellte Franziskus fest.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Wörtlich sagte der Papst: „Während wir Materialien und Reste recyceln, haben wir jedoch noch nicht gelernt - erlauben Sie mir den Ausdruck - die Menschen zu ,recyceln' und nicht einfach wegzuwerfen, die Arbeiter, und da insbesondere die Schwächsten, für die oft die Kultur des Wegwerfens vorherrscht.“

Als Unternehmer und Wirtschaftsverantwortlicher müsse man sich davor hüten, „eine gewissen Meritokratie“ zu fördern, die dazu diene, „den Ausschluss der Armen zu legitimieren, die als minderwertig eingestuft werden, bis hin zu dem Punkt, die Armut selbst als Fehler zu betrachten“, so die Warnung des Papstes, der anfügte:

„Und geben Sie sich nicht mit ein wenig Philanthropie zufrieden, das ist zu wenig. Die Herausforderung besteht darin, die Armen in die Unternehmen einzubeziehen, sie zu Ressourcen für einen gemeinsamen Vorteil zu machen. Das ist möglich. Ich träume von einer Welt, in der die Ausgestoßenen zu Protagonisten des Wandels werden können - aber mir scheint, dass ein gewisser Jesus dies bereits erreicht hat, meinen Sie nicht auch?“

Die Audienz im Vatikan
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„Es reicht nicht mehr aus, die Gesetze der Staaten einzuhalten“

Die Gäste im Vatikan war ein Gruppe von Unternehmern, Firmenchefs und Verwaltungen aus der ganzen Welt, die versucht, die Prinzipien von Laudato si' zu leben und zu diesem Zweck in einem Netzwerk, der „Sustainable Markets“-Initiative (Nachhaltigkeitsinitiative), zusammengeschlossen ist. Unter den Mitgliedern sind Firmen wie SAP, Siemens Energy, Ernst & Young, IBM, Pepsi, Shell, Unilever, Xerox und L'Oreal vertreten, auch die Großbanken HSBC, Bank of America und Santander haben sich der Initiative angeschlossen.

Den Wirtschaftsleuten sagte Franziskus dann: „Stellt die Umwelt und die Erde in den Mittelpunkt eurer Aufmerksamkeit und eurer Verantwortung.“ Wir befänden uns in einer schweren Umweltkrise, erinnerte das katholische Kirchenoberhaupt. Diese Krise sei von vielen Themen und Faktoren abhängig, „darunter auch von den wirtschaftlichen und unternehmerischen Entscheidungen von gestern und heute“, bekräftigte Franziskus:

„Es reicht nicht mehr aus, die Gesetze der Staaten zu respektieren, die zu langsam vorgehen: Es ist notwendig, innovativ zu sein, indem man die Zukunft vorwegnimmt, mit mutigen und weitsichtigen Entscheidungen, die nachahmenswert sind. Die Innovation des Unternehmers von heute muss vor allem eine Innovation in der Pflege des gemeinsamen Hauses sein.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Das Großkapital beeinflusst auch die Geschicke der Regierungen

Die großen Unternehmen würden nicht nur den Konsum, das Sparen und die Produktion bestimmen, sondern auch „das Schicksal der Regierungen, die nationale und internationale Politik und die Nachhaltigkeit der Entwicklung“, so die Überzeugung des Papstes, der in seiner Audienz mit einer Gruppe von Vorstandsvorsitzenden großer Unternehmen und Banken darauf hinwies, dass „große Unternehmen Subjekte sind, die die Dynamik der internationalen Beziehungen beeinflussen“, da sie „Entscheidungen treffen, die sich auf Tausende und Abertausende von Arbeitnehmern und Investoren auswirken, und zwar zunehmend auf globaler Ebene“.

„Wirtschaftliche Macht ist mit politischer Macht verflochten“, so die Feststellung von Franziskus. „Heute ist die Wirtschaft mehr denn je größer als reine Wirtschaft“, fügte er an. Drei Herausforderungen nannte er den Anwesenden in diesem Zusammenhang: die Sorge um die Umwelt, die Sorge um die Armen und die Sorge um die Jugend.

(vatican news)

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15. Juni 2024, 12:34