Bischof von Triest: Papstbesuch war Impuls für Teilhabe
Adriana Masotti und Stefanie Stahlhofen - Triest/Vatikanstadt
Der Besuch des katholischen Kirchenoberhaupts in der italienischen Hafenstadt habe Hoffnung gebracht und sei sowohl eine Ermutigung gewesen, als auch ein Aufruf, zahlreiche Herausforderungen anzugehen, so Bischof Trevisi: „Wir müssen unsere Verantwortung übernehmen und wir dürfen nicht trödeln, um herauszufinden, wie wir weiter vorgehen sollten angesichts zahlreicher Herausforderungen. Dazu gehört natürlich der Umgang mit Flüchtlingen - wir liegen an der Balkanroute... - aber ich möchte auch auf viele Kranke hinweisen (...). Es gibt ein großes Bedürfnis nach Nähe. Und wir müssen diese Herausforderungen annehmen und angehen - sei es mit Blick auf Kranke, Alte, (...) junge Familien oder Migranten. (...) Papst Franziskus hat noch einmal betont, dass wir sie beim Namen nennen sollen, das hat er mir auch noch einmal gesagt, als ich ihn zum Helikopter begleitet habe."
Migranten und Flüchtlinge, sowie generell alle Hilfsbedürftigen beim Namen zu nennen, bedeute, jeden einzelnen Menschen anzuerkennen mit seiner individuellen Geschichte, seinen Leiden und Hoffnungen. Bischof Trevisi erinnert im Interview mit uns auch an die Rede des Papstes im Kongresszentrum der norditalienischen Hafenstadt:
„Er hat Applaus bekommen, als er gesagt hat, dass es guter Politik nicht nur um einen Wohlfahrtsstaat und Hilfsmaßnahmen gehe, denn das helfe zwar ein bißchen, aber die Leute würden auf einem Minimum gehalten. Da hat es starken Applaus gegeben. Jeder von uns muss sich als Mensch angenommen fühlen, auch mit seinen Hoffnungen. Und für uns, die wir die Hoffnung des Evangeliums haben, ist klar, dass wir die Menschen ganzheitlich begleiten", betont der Bischof von Triest.
Wörtlich sagte das katholische Kirchenoberhaupt bei seiner Rede am Sonntag in Triest: „Der Welfarismus, das allein, ist der Feind der Demokratie und der Feind der Nächstenliebe. Und bestimmte Formen der Fürsorge, die die Würde des Menschen nicht anerkennen, sind soziale Heuchelei." In ebenjener Rede hatte Papst Franziskus stark für Demokratie und Teilhabe geworben, ebenso auch in seiner Predigt bei der Messe in Triest, erinnert Bischof Trevisi im Interview mit Radio Vatikan:
„Papst Franziskus hat im Kongresszentrum und bei der Messe Individualismus und Konsumstreben angeprangert, die uns lähmen, positive Beziehungen zu pflegen, die uns menschlich machen. Wir müssen aus diesen pseudo-kulturellen ,Gefängnissen` ausbrechen, die in gewisser Weise alle beeinflussen. Ich habe diesen starken Appell des Papstes aufgenommen, für Teilhabe zu werben. Der Papst hat auch gesagt, als Bürger haben wir auf der einen Seite die Verfassung und auf der anderen das Evangelium als Kompass."
Neben dem Evangelium verwies Papst Franziskus zudem auf die katholische Soziallehre als Orientierungshilfe für Christen. Bischof Trevisi betont, dass die Lehren des Evangeliums und der katholischen Soziallehre aber keine reine Theorie bleiben dürfen, sondern auch im Alltag gelebt und umgesetzt werden müssen:
„Ich glaube, diese Denkanstöße des Papstes sollten uns dazu bringen, Einsatz zu zeigen bei allem, was den Gemeinden, jedem einzelnen, möglich ist, um Teilhabe zu säen. Papst Franziskus hat auch über positive Beziehungen und Verbindungen gesprcohen, darüber, dass wir nicht einsam, sondern gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft angehen sollten. Der Papst hat auch an das Motto für das Heilige Jahr erinnert: ,Pilger der Hoffnung`. Wir müssen aber gar nicht erst das Heilige Jahr abwarten, lasst uns sofort beginnen!", ruft der Bischof von Triest nach dem Papstbesuch dort am Sonntag alle auf, Hoffnung, Gemeinschaft, Teilhabe und Nächstenliebe zu verbreiten und zu leben.
(vatican news - sst)
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