Vatikan sucht in Serbien Kompromisse für Kosovo
Dies habe Parolin laut einer Mitteilung der serbischen Regierung bei seinem Treffen mit Serbiens Präsident Aleksandar Vucic am Samstag gesagt. Der Heilige Stuhl hat den Kosovo, der 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärte, im Gegensatz zu Deutschland, Österreich und der Schweiz bislang nicht als Staat anerkannt.
Serbien sucht friedliche Lösung
Vucic sagte Parolin, Serbien suche eine friedliche Lösung, wolle aber auch die nationalen Interessen verteidigen. Der Präsident dankte dem Kardinalstaatssekretär dafür, dass der Heilige Stuhl der „territorialen Integrität und Souveränität Serbiens" hohe Bedeutung beimesse. Vucic brachte seine Zufriedenheit über die „positiven und stabilen Beziehungen zwischen Serbien und dem Heiligen Stuhl" zum Ausdruck und sprach sich für deren Vertiefung im Geist von „Respekt und Vertrauen" aus. Parolin würdigte seinerseits, dass die serbischen staatlichen Organe bemüht seien, Leben und Arbeit der katholischen Gemeinschaft in Serbien zu erleichtern.
Um die Kosovo-Frage ging es auch bei Parolins Begegnung mit der serbischen Ministerpräsidentin Ana Brnabic. Der Kardinalstaatssekretär erklärte, bei den Gesprächen zwischen Belgrad und Pristina sei es wichtig, das „kulturelle und religiöse Erbe des Kosovo zu bewahren". Parolin drückte zugleich seine Unterstützung für einen EU-Beitritt Serbiens aus. Die Union sei ein Friedensprojekt, das das Miteinander unterschiedlicher Religionen und Nationalitäten ermögliche.
Heilig oder nicht? Kardinal Stepinac aus Zagreb
Thema war zudem der umstrittene Heiligsprechungsprozess für den kroatischen Kardinal Alojzije Stepinac (1898-1960). Die serbisch-orthodoxe Kirche hatte zuvor schwere Bedenken im Hinblick auf dessen Rolle während der Zeit des sogenannten „Unabhängigen Staats Kroatien" im Zweiten Weltkrieg geäußert. Der Papst hatte daraufhin eine gemischte katholisch-orthodoxe Kommission angeregt, die ihre Aktivität jedoch ohne konkretes Resultat beendet hatte. Laut Parolin und Brnarbic förderte die Kommission dennoch die Beziehungen zwischen orthodoxer und katholischer Kirche.
Sitz multinationaler Bischofskonferenz eröffnet
Überaus herzlich verlief in Belgrad auch die Begegnung des vatikanischen Kardinalstaatssekretärs mit dem serbisch-orthodoxen Patriarch Irinej, wie der Informationsdienst der Stiftung „Pro Oriente" berichtete. Parolin überbrachte eine persönliche Botschaft von Papst Franziskus, für die sich der Patriarch ebenso bedankte wie für die Position des Heiligen Stuhls, der den Dialog zwischen Belgrad und Pristina einer einseitigen Anerkennung der Unabhängigkeit der Kosovo-Provinz vorziehe.
Zum Abschluss seines Besuchs eröffnet Parolin am Sonntag in Novi Sad den neuen Sitz der multinationalen katholischen Kyrill-Method-Bischofskonferenz. In der Kyrill-Method-Bischofskonferenz sind die katholischen Bischöfe von Serbien, Montenegro, Kosovo und Mazedonien zusammengeschlossen. Die Eröffnung des Sitzes der Bischofskonferenz in Novi Sad zeige das vatikanische diplomatische Fingerspitzengefühl, weil die Hauptstadt der Vojvodina politisch wie ökumenisch quasi ein „neutraler Ort" sei, hieß es.
Parolin verzichtet auf Konsistorium
Kardinalstaatssekretär Parolin bereiste seit Mittwoch erstmals die Balkanländer Montenegro und Serbien. Ziel sei eine Stärkung der gegenseitigen Beziehungen und die Unterstützung der Kirchen vor Ort, so eine Vatikanmitteilung im Vorfeld der Visite. Katholiken sind in Serbien, Montenegro und auch in Kosovo in der Minderheit. Zugunsten der lange vereinbarten Reise verzichtete der Kardinalstaatssekretär auch auf die Teilnahme an den Feierlichkeiten zur Ernennung von 14 neuen Kardinälen am vergangenen Donnerstag in Rom.
(kap - ck)
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