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Sterbehilfe ist nicht nur in Italien derzeit ein Thema der Politik Sterbehilfe ist nicht nur in Italien derzeit ein Thema der Politik 

Vatikan: Die Versuchung einer neuen Form der Eugenik

Medienberichten zufolge könnte Sterbehilfe in Italien bald erleichtert werden. Mit Blick auf die Debatte, die nicht nur in Italien entbrannt ist, schlägt Erzbischof Vincenzo Paglia Alarm. Der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben betont, dass „sich in der Sensibilität der Mehrheit“ allmählich eine „vitalistische Vorstellung vom Leben“ durchsetze.

Der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza möchte erste Schritte in Richtung straffreie Sterbehilfe setzen. Suizidbeihilfe ist in Italien derzeit untersagt und kann bis zu zwölf Jahre Haft mit sich bringen. Erzbischof Vincenzo Paglia hat sich mit Blick auf die aktuelle Sterbehilfe-Debatte in Italien „sehr besorgt“ geäußert. Das Empfinden der Mehrheitsgesellschaft sei geprägt von einer „jugendlichen und gesunden Vorstellung, auf deren Grundlage alles, was nicht einem bestimmten Wohlbefinden und einer bestimmten Vorstellung von Gesundheit entspricht, ausgestoßen wird“, so Paglia gegenüber Radio Vatikan.

Zum Nachhören - was Erzbischof Paglia zur Sterbehilfe-Debatte in Italien sagt

„Es besteht die Versuchung einer neuen Form der Eugenik: Wer nicht gesund geboren wird, darf nicht geboren werden. Und damit einher geht ein neues Gesundheitskonzept, nach dem diejenigen, die geboren werden und nicht gesund sind, sterben müssen. Das ist Euthanasie. Dies ist eine gefährliche Unterstellung, die die Kultur vergiftet. In diesem Sinne ist es für die Kirche unerlässlich, alle daran zu erinnern, dass die Zerbrechlichkeit, die Schwäche, ein konstitutiver Teil der menschlichen Natur und der gesamten Schöpfung ist. Und dies erfordert eine neue Beziehung der Geschwisterlichkeit zwischen allen. Die Schwäche erfordert die Dringlichkeit der Geschwisterlichkeit, denn darin sorgen wir füreinander. In der Geschwisterlichkeit unterstützen wir uns gegenseitig. In der Geschwisterlichkeit – denken wir an die Enzyklika Fratelli tutti - können wir eine menschlichere Zukunft für alle entwerfen.“

In der Schwäche liege die wahre Stärke. Deshalb sei es kein Zufall gewesen, dass die Päpstliche Akademie für das Leben in den vergangenen Monaten und gerade wegen der Pandemie alle dazu aufrufen wollte, „über die Menschen nachzudenken, die vergessen wurden“.

„Menschen, die für die Pandemie bitter bezahlt haben. Ich spreche von älteren Menschen, Behinderten und Kindern. Es besteht die dringende Notwendigkeit, bei den Schwächsten, man könnte auch sagen, den Randgruppen des Lebens, anzusetzen, um eine Welt zu schaffen, die wirklich für alle voll und ganz menschlich ist. Niemand darf zurückgelassen werden.“

Der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza strebt eine Vereinbarung mit den italienischen Regionen an, um in bestimmten Fällen eine rechtliche „Garantie“ für einen medizinisch assistierten Suizid zu schaffen. „Ich persönlich bin seit langem von der Notwendigkeit und Dringlichkeit einer gesetzgeberischen Maßnahme in dieser Angelegenheit überzeugt“, so der Politiker.

Die Hintergründe

Hintergrund von Speranzas Initiative ist unter anderem der vielbeachtete Appell eines 43-Jährigen, der infolge eines Verkehrsunfalls seit zehn Jahren bettlägerig und schwer krank ist. „Ich möchte in Würde sterben, bitte lassen Sie mich jetzt gehen“, schrieb der Betroffene in einem Offenen Brief an den Minister.

Bereits 2019 war vom Verfassungsgericht festgestellt worden, dass es unter bestimmen Umständen straffrei sei, die Ausführung eines frei gebildeten Suizidvorsatzes zu erleichtern. Das Parlament wurde aufgefordert, eine genauere gesetzliche Regelung zu entwerfen.

(vatican news/kna - mg)

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17. August 2021, 11:30