Angela Merkel am Grab des heiligen Franziskus Angela Merkel am Grab des heiligen Franziskus 

Auszeichnung für Angela Merkel: „Frieden gibt es nicht umsonst“

„Eine große Ehre, dieses Symbol des Friedens zu empfangen.“ Der Weg zum Frieden sei selten hell erleuchtet. Wenn es so wäre, dann würden die Menschen nicht permanent davon abkommen: Bundeskanzlerin Angela Merkel übernahm an diesem Samstag in Assisi die ‚Lampe des Friedens‘ von Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos.

P. Bernd Hagenkord - Assisi

Frieden zu schaffen, das sei die vornehmste Aufgabe der Politik, so Merkel in ihrer Dankesansprache. Der Heilige aus Assisi habe mit seinen Umarmungen der Aussätzigen Grenzen überschritten, in seiner Tradition habe der franziskanische Geist Europa und die Welt verändert. Deswegen sei es für sie eine große Ehre, das Symbol des Friedens zu erhalten, das an die Lampe erinnert, die ständig am Grab des Heiligen brennt.

 

Die vornehmste Aufgabe der Politik

 

In den Ansprachen wurden vor allem Merkels Einsatz für die Flüchtlinge und ein geeintes Europa genannt, Themen, die sie selber in ihren Dankesworten auch aufgriff. „Frieden gibt es nicht umsonst, Frieden verlangt Arbeit“, antwortete die Kanzlerin.

Europa sei ein Kontinent der Vielfalt, was es erleichtere, sich mit dem Kontinent zu identifizieren. Diese Vielfalt sei eine Stärke, vor allem angesichts einer Globalisierung, die alles gleich machen wolle.

 

Angesichts der gleichmachenden Globalisierung

 

Die Überreichung fand in der Oberkirche der Basilika von Assisi vor zahlreichen internationalen Gästen statt. Auch Italiens Premier Paolo Gentiloni war gekommen. Vor der Überreichung war die Kanzlerin zuerst in der Unterkirche und in der Krypta am Grab des Heiligen gewesen.

Angela Merkel erinnerte an den Drang nach Freiheit, vor allem in Polen seit den 80er Jahren. Auch für den Osten Deutschlands und andere Länder sei Polen ein Hoffnungsort gewesen: eng verbunden damit Papst Johannes Paul II.

 

Kriege in Europa

 

Dass die Europäische Integration auch heute noch ein Friedensprojekt ist, sei vielleicht nicht täglich präsent, aber ein Blick in die Geschichte lasse erahnen, was das bedeute. Merkel erinnerte an die Kriege im Balkan in den 90er Jahren, an die größten Kriegsverbrechen seit dem Zweiten Weltkrieg in Srebrenica. Sie sprach von der Ukraine, in der immer noch gekämpft werde, von Syrien, „einer der großen humanitären Tragödien unserer Zeit“. Die Opfer mahnen, sich immer aufs Neue für Frieden einzusetzen, so Merkel. „Wir werden das nur schaffen, wenn wir die Europäische Union weiter entwickeln“.

„Wir Europäer schauen immer gerne auf uns, was wir erleben“. Frieden könne man aber nur schaffen, wenn man nicht nur an die eigenen Probleme denke. Der Preis sei für sie „Mahnung über eigene Interessen hinweg, die Bedürfnisse anderer nicht zu übersehen“. Dabei helfe die Zuversicht, zitierte Angela Merkel die Ansprache von Papst Franziskus anlässlich des Geburtstages der EU.

 

Der Preis ist Mahnung

 

Ausdrücklich würdigte Merkel den Einsatz von Präsident Santos in seinem Heimatland, er habe die Geschichte des Landes verändert. Santos hatte die Lampe im vergangenen Jahr erhalten. Sein Einsatz zur Überwindung des Bürgerkrieges in Kolumbien sei Ansporn, „Unmögliches zu versuchen“, so Merkel.

Die Tradition der jährlichen Verleihung des Preises ist noch jung, bislang war sie eher von Anlässen gesteuert: 1981 etwa für Lech Walesa, oder 1986 während des ersten Friedensgebets von Assisi für Papst Johannes Paul II., Mutter Teresa von Kalkutta und den Dalai Lama. Jetzt soll daraus eine regelmäßige Überreichung werden, Würdigung und Inspiration zugleich, wie auch die Kanzlerin zugestand. „Präsident Santos, ich übernehme ihren Vorschlag, sie auf meinem Schreibtisch aufzustellen“.

(Vatican News)

P. Hagenkord war für uns in Assisi dabei - hier hören Sie seine Eindrücke

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12. Mai 2018, 14:31