US-Bischöfe und Vatikan begrüßen Einschränkung des Abtreibungsrechts
Der Schiedspruch des Obersten Gerichts der USA vom Freitag hebt das Urteil Roe gegen Wade aus dem Jahr 1973 auf, das Abbrüche bis zur 24. Schwangerschaftswoche für rechtmäßig erklärt hatte. „Dies ist ein historischer Tag im Leben unseres Landes", heißt es in einer Erklärung der US-Bischofskonferenz (USCCB). Seit fast fünfzig Jahren sei in den Vereinigten Staaten ein „ungerechtes Gesetz in Kraft“ gewesen, „das es den einen erlaubte, über Leben und Tod der anderen zu entscheiden; diese Politik hat zum Tod von Millionen von Kindern im Mutterleib geführt, Generationen, denen das Recht verweigert wurde, überhaupt geboren zu werden." Roe gegen Wade habe die Wahrheit verleugnet, wonach „alle Männer und Frauen gleich geschaffen sind und das von Gott gegebene Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück haben."
Zugleich erinnerten die US-Bischöfe an die Pflicht der Kirche, Frauen in Schwangerschaftskonflikten zu unterstützen und ihnen mit Liebe zu begegnen. Jetzt sei es an der Zeit, mit dem Aufbau eines „Post-Roe-Amerikas zu beginnen", Wunden zu heilen und soziale Spaltungen zu überwinden, so die Vertreter der US-Bischöfe.
Die Bischöfe lobten die Arbeit von Millionen von US-Bürgern und Bürgerinnen, die sich friedlich für den Schutz des Lebens eingesetzt und Alternativen zur Abtreibung aufgezeigt hatten, einschließlich Adoption, Pflegefamilien „und einer öffentlichen Politik, die Familien wirklich unterstützt." Dieser Einsatz für die Sache des Lebens „spiegelt alles Gute in unserer Demokratie wider“, so die Bischöfe, und „die Pro-Life-Bewegung verdient es, zu den großen Bewegungen für sozialen Wandel und Bürgerrechte in der Geschichte unseres Landes gezählt zu werden".
Die Erklärung der Bischofskonferenz ist von deren Präsidenten, Erzbischof José Gomez, und dem Vorsitzenden des bischöflichen Pro-Life-Komitees, Erzbischof William Lori, unterzeichnet. Auch San Franciscos Erzbischof Salvatore Cordileone begrüßte die Entscheidung als „historisch". Das Urteil wäre nicht zustande gekommen ohne 50 Jahre „geduldiger, liebevoller und harter Arbeit von Menschen aller Glaubensrichtungen", so der Erzbischof. „Aber unsere Arbeit hat gerade erst begonnen."
Der Erzbischof von Chicago Blaise Cupich würdigte das Urteil ebenfalls. Jedes menschliche Leben sei heilig und verdiene Ehrfurcht und Schutz. Aus diesem Grund sei „die katholische Kirche der größte Anbieter von Sozialleistungen im Land, von denen viele darauf abzielen, die systembedingte Armut und die Unsicherheit in der Gesundheitsversorgung zu beseitigen, die Familien in einem Kreislauf der Hoffnungslosigkeit gefangen halten und echte Wahlmöglichkeiten einschränken."
Auch Bischof Joseph Strickland von Tyler (Texas) begrüßte auf Twitter das Urteil und ermunterte: „Möge die Pro-Life-Bewegung unsere Nation im Gebet halten, da viele negativ auf diesen wichtigen Schritt zum Schutz des ungeborenen Lebens reagieren."
Eine Aufhebung von „Roe gegen Wade" durch den Supreme Court war erwartet worden, nachdem ein entsprechender Entwurf im Mai an die Öffentlichkeit gelangt war. Daraufhin begann in den USA eine polarisierte Debatte zwischen Gegnern und Befürwortern einer neuerlichen Verschärfung des Abtreibungsrechts. Teilweise kam es zu gewaltsamen Demonstrationen und Anschlägen auf Kirchen.
Vatikan empfiehlt unideologische Debatte über Lebensschutz
Nach dem Urteil vom Freitag schloss sich auch die Päpstliche Akademie für das Leben der Erklärung der USCCB an und erklärte, die Frage der Abtreibung dürfe nicht auf die Ausübung individueller Rechte beschränkt bleiben, sondern sei „eine Angelegenheit von breiter gesellschaftlicher Bedeutung".
Nach 50 Jahren müsse die US-Politik „eine nicht-ideologische Debatte über den Platz, den der Schutz des Lebens in einer zivilen Gesellschaft einnimmt, neu eröffnen“ und das Leben schützen, „ohne in ideologische Positionen zu verfallen".
Dazu gehöre es, „eine angemessene Sexualerziehung zu gewährleisten, eine für alle zugängliche Gesundheitsversorgung zu garantieren und gesetzgeberische Maßnahmen zum Schutz der Familie und der Mutterschaft vorzubereiten, um bestehende Ungleichheiten zu überwinden."
(vatican news/kna – gs)
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