Guinea-Conakry: Christen und Muslime gehen Probleme gemeinsam an
Diese beiden Autoritätspersonen würden oft gerufen, wenn es um die Vermittlung gehe. „Die Menschen hören auf sie. Die führenden Vertreter der katholischen Gemeinschaft waren schon immer offen für einen umfassenden Dialog, bei dem sich jeder einbringen kann, um das Wachstum des Landes zu fördern“, so Bischof Balla. Das sei auch der Grund, warum der Erzbischof und der Imam sich für die Freilassung der inhaftierten Oppositionsführer eingesetzt hätten.
Das Land brauche jetzt eine neue Verfassung, die das Übergangsparlament ausarbeiten müsse, und dazu würden alle gebraucht. „In diesem Parlament ist auch die katholische Gemeinschaft vertreten“, berichtet Bischof Balla. „In der Tat haben die Behörden, die die Auswahlkriterien für das Übergangsparlament festgelegt haben, auch die katholische und die islamische Gemeinschaft aufgefordert, ihre Vertreter zu benennen.“
Wo liegt Guinea?
Das westafrikanische Land Guinea-Conakry liegt zwischen Mali, Sierra Leone und dem Atlantischen Ozean und grenzt im Norden an Guinea-Bissau und Senegal. Seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich im Oktober 1958 hat es drei aufeinanderfolgende Staatsstreiche gegeben: den ersten 1984, einen weiteren 2008 und den letzten im September 2021. Es sind Putsche, die meist unblutig und mit einer gewissen Unterstützung durch die Bevölkerung abliefen, erläutert Bischof Balla gegenüber Fides. Der Putsch in Guinea folgte auf die beiden in Mali (August 2020 und Mai 2021) und im Tschad (April 2021). Eine Ausnahme bildet der Staatsstreich im Sudan im Oktober 2021, der ein demokratisches Experiment mit einer Regierung beendete, die erstmals zu 50 Prozent aus Zivilisten bestand, worauf ein hartes Durchgreifen der Militärjunta folgte und heute die bekannte dramatische Situation herrscht.
Hintergrund
Der Staatsstreich in Guinea im September vor zwei Jahren beendete die Regierung von Präsident Alpha Condé, der gerade für eine dritte, hart umkämpfte Amtszeit wiedergewählt worden war, und brachte Mamady Doumbouya an die Macht. Auch anderthalb Jahre nach diesem abrupten Wechsel in der guineischen Politik kommt es immer wieder zu Unruhen im Land, die auf Demonstrationen der Opposition zurückzuführen sind, die es leid ist, auf Wahlen und Fortschritte in der von der Junta versprochenen Übergangszeit zu warten, die sich verzögern.
Die katholische Gemeinschaft stellt eine Minderheit in der Bevölkerung dar. Insgesamt sind 85 Prozent der Bevölkerung Muslime, zehn Prozent Christen, davon acht Prozent Katholiken, der Rest gehört Sekten und lokalen Glaubensrichtungen an. Dennoch werde die Stimme der katholischen Kirche gehört, „auch auf gesellschaftspolitischer Ebene“, versichert Bischof Balla.
(fides – mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.