Polen: Erste Seligsprechung einer kompletten Familie
Paweł Rozwód - Warschau
Erzbischof Gądecki erinnerte daran, dass die Familie Ulma am 24. März 1944 von deutschen Besatzern erschossen wurde, weil sie Juden versteckt hatte. „Die beiden Eltern und ihre sieben Kinder wurden getötet. Dieses tragische Ereignis ist beispiellos, denn in der Geschichte der Kirche hat es noch nie die Seligsprechung einer ganzen Familie gegeben“, sagte er.
In seiner Einschätzung, was die Bedeutung der Seligsprechung ausmacht, betonte der Erzbischof die Solidarität zwischen den Menschen. „Es geht um die Offenheit für den Nächsten in einer bestimmten Situation, vor allem, wenn er Hilfe braucht. In diesem Fall bedeutete die Hilfe, das Leben derjenigen zu gefährden, die sie leisteten“, sagte er.
Risiko bewusst
Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz betonte, dass sich die Familie Ulma des Risikos bewusst war, das sie mit dem Verstecken von Juden einging. „Diese Familie musste sich darüber im Klaren sein, dass sie, obwohl sie isoliert auf dem Lande lebte, sich durch die Unterbringung anderer Menschen unter dem Dach ihres Hauses einer großen Gefahr durch die Deutschen aussetzte. Es sei darauf hingewiesen, dass es nicht nur die Familie Ulma war, die Juden beherbergte. Auch andere halfen. In diesem Dorf überlebten 21 Menschen. Es gab eine Solidarität unter den Bewohnern der gesamten Region“, betonte er.
Erzbischof Gądecki betonte, dass die Ulmas ihr Leben für ihren Nächsten in erster Linie aus christlicher Liebe und aufgrund ihrer Erziehung im katholischen Glauben, der in den polnischen Traditionen verwurzelt ist, riskierten: „Ihre Geste zeugt auch von der Wertschätzung des Lebens ihres Nächsten. Sie wussten, dass jedes Leben geschützt werden muss, und dafür brachten sie das höchste Opfer“, fügte er hinzu.
Symbol für Polen
Die Familie Ulma sei zu einem Symbol für die Polen geworden, die den Juden während des Zweiten Weltkriegs geholfen haben. „Fast tausend Polen wurden deswegen getötet. Die Situation in Polen war mit der in anderen Ländern nicht vergleichbar; für die Hilfe für Juden riskierten Polen das Todesurteil. Natürlich gab es auch schändliche Haltungen und Handlungen, aber diese können nicht das Heldentum derjenigen überschatten, die ihr Leben riskierten, um ihrem Nachbarn zu helfen. Der Maßstab für die Gesellschaft ist heutzutage nicht das, was einige Kriminelle tun, sondern die Taten von edlen Menschen“, betonte er.
Gądecki glaubt auch, dass die Seligsprechung der Familie Ulma zur Vertiefung der katholisch-jüdischen Beziehungen beiträgt und das Band zwischen Polen und dem jüdischen Volk stärkt. „Diese Themen waren für Johannes Paul II. sehr wichtig. Er war in einer Schule, die auch von jüdischen Kindern besucht wurde. Auch in späteren Jahren hatte er viele jüdische Bekannte und Freunde. Daher rührt auch das Engagement für den katholisch-jüdischen Dialog, das wir während seines Pontifikats (1978-2005) beobachten konnten“, so der Vorsitzende des polnischen Episkopats.
(vatican news)
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