Kongo: Erzbischof beklagt Umweltschäden durch „Energiewende“
Die Demokratische Republik Kongo ist reich auch an seltenen Bodenschätzen wie Coltan und Kobalt, die eine wichtige Rolle in den Schlüsseltechnologien Mobilfunk und Elektromobilität spielen. Utembi erklärte, sein Land verfüge allein über zwei Drittel der weltweiten Kobaltvorkommen und habe unentdeckte Reserven anderer strategischer Mineralien. „Leider wecken all diese Reichtümer die Gier vieler Menschen auf nationaler, internationaler und globaler Ebene“, so der Erzbischof von Kisangani. Dies sei mit ein Grund für Gewalt und Vertreibungen im Kongo.
Die Ausbeutung der Mineralien erfolge oft illegal und unter Umgehung von Umweltstandards, erklärte Utembi. „Multinationale Unternehmen und ihre Komplizen tun alles, um unser Land zu den niedrigsten Kosten auszubeuten.“ Papst Franziskus hatte bei seinem Besuch im Kongo im Februar 2023 deutliche Worte für diese Missstände gefunden: „Hände weg von Afrika!“, sagte er in Kisangani, der Hauptstadt des Landes. „Das ist ein starker Appell, den wir sehr zu schätzen wissen“, so der Erzbischof.
Die Wirklichkeit sieht Utembi zufolge aber anders aus. Die Großkonzerne arbeiteten mit lokalen Machthabern zusammen, die kongolesische Bevölkerung hätte keinerlei Profit vom Abbau der Bodenschätze. „Wir leben also in einem sehr reichen Land, in dem ein großer Teil der Bevölkerung arm ist“, so der Vorsitzende der kongolesischen Bischofskonferenz. „Diejenigen, denen es in der Demokratischen Republik Kongo gut geht, sind eine Minderheit: die politischen und militärischen Führer. Angesichts dieser Situation können wir als Seelsorger nicht schweigen und die Machthaber auffordern, in das Elend ihres Volkes einzugreifen.“
Die Umweltfolgen der Ausbeutung der kongolesischen Bodenschätze seien schwerwiegend. „Wenn Sie zum Beispiel die Region Kolwezi überfliegen, in der Kobalt in großem Umfang abgebaut wird, werden Sie feststellen, dass das Land mit großen Wunden übersät ist. Überall sieht man riesige Löcher, die durch den wahllosen Abbau von Mineralien entstanden sind. In der Region Greater Orientale, in der Provinz Ituri, in der Provinz Tshopo, in der Provinz Bas-Uélé und in den beiden Kivus gibt es mehrere Minen in den Wäldern, deren Abfälle in die Wasserläufe geleitet werden. Diese sind völlig verschmutzt: Sie können sehen, wie sich das Wasser verfärbt hat. Es hat sich in Schlamm verwandelt. Deshalb haben die Menschen in den Anrainerdörfern keine sauberen Wasserquellen mehr.“
Als weiteres Beispiel nannte der Erzbischof den größten Nebenfluss des Kongo, den Kasai, der schon an der Quelle verschmutzt sei. Das gehe zurück auf die Aktivitäten von in Angola tätigen Bergbauunternehmen, vermutlich chinesischer Herkunft, erklärte Utembi. „Der Fluss ist völlig kontaminiert, was zum Fischsterben geführt hat. Bei den Menschen, die das Wasser nutzen, sind schwere Hautausschläge aufgetreten.“
Umweltschützern im Westen möchte der Erzbischof gerne sagen, dass sie nach Afrika kommen sollen, wenn es ihnen um Menschenrechte und Umwelt gehe. „Wir leben in einem großen Dorf. Die industrielle Entwicklung in der fortgeschrittenen Welt hat Auswirkungen auf Afrika.“ Gleichzeitig habe die Zerstörung der Regenwälder im Kongobecken „Folgen, die im Rest des Planeten zu spüren sind.“
Wahlen im Dezember
Am 20. Dezember finden in der Demokratischen Republik Kongo Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Die katholische Kirche spreche dazu wie üblich keine Wahlempfehlung aus, sie engagiere sich aber für die staatsbürgerliche Erziehung aller Bürger und Bürgerinnen, „nicht nur der katholischen“, so Utembi. Die Bischofskonferenz werde bei den Wahlen gemeinsam mit einer Gruppe protestantischer Vereinigungen, der Eglise de Christ en Congo, Wahlbeobachter stellen, um den reibungslosen Ablauf des Urnengangs zu gewährleisten. Schon bei früheren Wahlen im Kongo hatte die katholische Kirche eine ähnliche Rolle gespielt.
(fides – gs)
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