2024.01.11 vescovo Raphael Thattil

Indien: „Säkularen Charakter bewahren“

Ein Spitzenvertreter der syro-malabarischen Kirche ruft dazu auf, bei den Parlamentswahlen für säkular ausgerichtete Parteien zu stimmen.

Die Bürger sollten bei im April startenden Wahlen für Parteien stimmen, die die Rechte religiöser Minderheiten und den säkularen Charakter der Verfassung des Landes respektieren, so Erzbischof Raphael Thattil von der syro-malabarischen Kirche des östlichen Ritus. Hintergrund seines Aufrufs sind die Versuche der regierenden pro-hinduistischen Partei BJP, Indien in eine theokratische Hindu-Nation zu verwandeln und die säkularen Werte der Verfassung zu ignorieren.

„Verfassung garantiert Religionsfreiheit“

In einem Gespräch mit Journalisten in Kottayam, einer Großstadt im südlichen Kerala, nannte Thattil die zunehmende Gewalt gegen Christen „schmerzlich“. Das gelte „vor allem, weil wir eine starke Verfassung haben, die uns das Recht gibt, jede Religion unserer Wahl zu bekennen und auszuüben“, so der Kirchenführer, der in Kottayam residiert. Thattil lehnte es jedoch ab, eine bestimmte Partei zu unterstützen, und betonte die neutrale Haltung der Kirche zur Politik. „Jeder ist frei, nach seinen Wünschen zu wählen“, meinte er wörtlich.

„Jeder ist frei, nach seinen Wünschen zu wählen“

Die indische Wahlkommission hat einen siebenstufigen Wahlgang für die Wahl von 543 Abgeordneten für das Unterhaus (Lok Sabha) angekündigt. Der Wahlvorgang beginnt am 19. April und endet am 1. Juni; das Ergebnis wird am 4. Juni bekannt gegeben. Die pro-hinduistische BJP von Ministerpräsident Narendra Modi hatte die letzten Wahlen in den Jahren 2014 und 2019 gewonnen. Der BJP, die auf eine dritte Amtszeit Modis hofft, wird vorgeworfen, die Verfassung des Landes ändern zu wollen, um aus dem bevölkerungsreichsten Land einen Hindu-Staat zu machen.

 

Will Modi Indien zum Hindu-Staat ummodeln?

Hinduistische Gruppen, die Modi und seine Politik unterstützen, werden für Gewalt gegen Christen und Muslime, zwei wichtige religiöse Minderheiten in Indien, verantwortlich gemacht. Das in Neu-Delhi ansässige „United Christian Forum“ (UCF) erklärt in seinem jüngsten Bericht, dass bis zum 15. März dieses Jahres landesweit 161 Vorfälle von Gewalt gegen Christen gemeldet wurden.

Die syro-malabarische Kirche ist – neben der chaldäischen Kirche – eine zweite mit Rom unierte Ostkirche, die ihre Wurzeln in der ostsyrischen Tradition hat. Ihre Entstehung geht auf die Kolonisierung Indiens durch die Portugiesen im 16. Jahrhundert zurück; seit dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sie eine eigene Kirchenstruktur. Sie hat mehr als 5 Millionen Anhänger in Indien und im Ausland.

(ucanews – sk)

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26. März 2024, 11:11