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Der Generalsekretär der Spanischen Bischofskonferenz, César García Magán, bei einer Pressekonferenz am 4.7.2024 Der Generalsekretär der Spanischen Bischofskonferenz, César García Magán, bei einer Pressekonferenz am 4.7.2024 

Spanien: Politik und Kirche uneins bei Missbrauchsentschädigung

Der Entschädigungsplan der spanischen Bischofskonferenz für Missbrauchsopfer sorgt für heftige Diskussionen mit der Regierung. Während die Kirche einen ganzheitlichen Ansatz zur Wiedergutmachung vorschlägt, beharrt die Regierung auf ihrem eigenen finanziellen Entschädigungsplan. Opfer fürchten derweil eine politische Instrumentalisierung des Konfliktes.

Die spanische Bischofskonferenz hat am 9. Juli einen Entschädigungsplan für Missbrauchsopfer verabschiedet, der nicht nur finanzielle, sondern auch psychologische, soziale und spirituelle Unterstützung umfasst. Dieser Plan soll auch Opfern helfen, deren Fälle verjährt sind oder bei denen die Täter bereits verstorben sind. „Unsere Arbeit beginnt oder endet nicht heute, aber heute ist wichtig,“ erklärte der Erzbischof von Valladolid, Luis Argüello, Präsident der spanischen Bischofskonferenz. , bei einer Pressekonferenz nach der Sondersitzung der Bischöfe. „Wir wollen weiterhin die Opfer willkommen heißen, begleiten und Wiedergutmachung leisten.“ Bisher ist die Kirche in Spanien bei Missbrauchsfällen anders vorgegangen: Entschädigungszahlungen wurden lediglich genehmigt, wenn ein Gericht zuvor den Fall juristisch aufgebarbeitet hatte, die Schuld also bewiesen wurde, und ein Richter den Entschädigungsbetrag festgesetzt hatte.

„Wir wollen weiterhin die Opfer willkommen heißen, begleiten und Wiedergutmachung leisten“

Regierung lehnt den Plan ab

Die spanische Regierung reagierte jedoch ablehnend auf den von der Bischofskonferenz erarbeiteten Plan, obwohl alle 67 anwesenden Bischöfe den Plan unterstützten. In einer Erklärung vom 8. Juli kritisierte die Regierung, dass die Beschlüsse der Bischöfe nicht bindend seien und daher keine Garantie für eine Wiedergutmachung darstellten. Erzbischof Argüello betonte, dass der Plan aus einer moralischen Verpflichtung heraus entstanden sei und nicht aus einer rechtlichen Notwendigkeit. Die Bischofskonferenz wies auch die Bedenken der Regierung hinsichtlich der Aufrichtigkeit des Plans zurück und verwies darauf, dass die Bewertung der Entschädigung von einem unabhängigen Gremium vorgenommen werde. Diese Gremium soll aus Kirchenvertretern, Juristen und Forensikern bestehen und jeden Fall individuell und unabhängig prüfen. Die Daten über die genaue Zahl von Tätern und Opfern sind ungesichert. Ein Bericht der Bischofskonferenz von 2023 geht von 728 Sexualstraftätern aus seit dem Jahr 1945. 75 Prozent der Fälle stammen aus der Zeit vor 1990 und rund 60 Prozent der Täter seien bereits verstorben. Die spanische Regierung geht von einer höheren Zahl aus. 2023 hatte die Regierung einen Plan beschlossen, der die Kirche zu Entschädigungen verpflichten sollte.

2023 hatte die spanische Bischofskonferenz einen Bericht über die Missbrauchsfälle in der spanischen Kirche veröffentlicht
2023 hatte die spanische Bischofskonferenz einen Bericht über die Missbrauchsfälle in der spanischen Kirche veröffentlicht

„Missbrauch in der Kirche ist in Spanien längst zu einem politischen Thema geworden“

Opfer fürchten politische Instrumentalisierung

Ein Opfer, das anonym mit dem katholischen Medienunternehmen Alfa y Omega sprach, kritisierte die Regierung. „Ideologische Interessen dürfen nicht zugelassen werden. Es gibt viele Menschen, die leiden,“ sagte das Opfer und erkannte zugleich „einen großen Fortschritt in der Aktion der Kirche.“ Yago de la Cierva, Kommunikationsprofessor an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom, sieht den Konflikt zwischen Kirche und Regierung als politisch motiviert. „Missbrauch in der Kirche ist in Spanien längst zu einem politischen Thema geworden,“ so de la Cierva. Allerdings betont de la Cierva, dass die Regierung noch vor der Bischofskonferenz die Initiative übernommen hatte, die Missbrauchsfälle innerhalb der spanischen Kriche aufzuarbeiten. Die Kirche habe erst aus politisch und medial motoviertem Druck ihre Entschädigungskampagne intensiviert, so der Kommunikationsexperte der römischen Santa Croce-Universität. Zudem wolle die Regierung die Opfer direkt entschädigen, ohne den Umweg über die Bischofskonferenz zu nehmen, denn in Spanien werden steuerliche Abgaben für die Kirche über die Regierung eingenommen. Einige der Opfer sehen hier wahltaktisches Kalkül in der neu lancierten Entschädigunskampagne: „Die Regierung beraubt die Kirche ihrer Rolle und ihrer Bedeutung. Es ist inakzeptabel, dass sie sich als Garanten der Wiedergutmachung aufspielen, wenn sie es in Wirklichkeit nicht sind.“

(ucanews – rp)

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11. Juli 2024, 14:14