Anhänger der staatlichen Armee bei einer Parade Ende Juli in Gedaref Anhänger der staatlichen Armee bei einer Parade Ende Juli in Gedaref  (AFP or licensors)

Sudan: „Verzweifelte Lage“

„Wir befinden uns in einer verzweifelten Lage.“ Das sagte Biong Kwol Deng aus der Diözese El Obeid, stellvertretender Generalsekretär der Bischofskonferenz von Sudan und Südsudan, gegenüber dem vatikanischen Nachrichtendienst Fides.

Der blutige Krieg zwischen den sudanesischen Streitkräften und den „Rapid Support Forces“ macht die Lage der Menschen im Sudan immer schwieriger. Vor kurzem schienen Aussichten zu bestehen, dass die Regierung an Friedensverhandlungen teilnimmt, die die USA angeschoben haben und die in Genf stattfinden sollen. Doch am 31. Juli meldeten verschiedene Agenturen ein angebliches Attentat auf den Armeechef und Exekutivbeamten Abdel Fattah al-Burhan. Darauf folgte erwartungsgemäß eine Erklärung, in der Zweifel an der Bereitschaft zu Verhandlungen geäußert wurden.

Nach Berichten von „Africa Intelligence“ gehen die Vermittlungsversuche weiter. Die USA waren schon im Sommer 2023, einige Monate nach Ausbruch des Krieges, mit einer ersten Vermittlungs-Initiative gescheitert. Doch jetzt sind sie überzeugt, dass man etwas Konkretem näher gekommen ist.

Ständig und überall Kämpfe

Unterdessen ist die katholische Gemeinschaft im Sudan ist, wie alle anderen auch, von der dramatischen Situation überwältigt. Ende Juni veranstaltete die Bischofskonferenz des Sudan und des Südsudan ein Treffen, um die dringenden und dramatischen Probleme zu erörtern. Biong Kwol Deng aus der Diözese El Obeid erklärte gegenüber Fides, er habe für den Moment in die südsudanesische Hauptstadt Juba umziehen müssen.

„Wie viele Mitglieder der Kirche mussten wir die Orte, an denen wir im Sudan waren, verlassen, weil sie zu gefährlich geworden sind, aber ich erhalte ständig Nachrichten. Die letzte Nachricht kam vor ein paar Tagen von einem Verwandten von mir, der seit Beginn des Krieges in Khartum ist. Er erzählte mir, dass es mittlerweile keinen Winkel des Landes mehr gibt, der nicht vom Konflikt betroffen ist, es wird ständig und überall gekämpft.“ Im Moment gebe es keine Hoffnung, so der Kirchenmann, denn die Regierung habe beteuert, dass sie nicht aufgeben werde.

Die sogenannten Rückkehrer

„Die Bischofskonferenz“, so fasst Biong zusammen, „hat einen Hirtenbrief verschickt, der die Dringlichkeit der Eröffnung eines Dialogs im Sudan betont und gleichzeitig die vielen Probleme anspricht, die es auch im Südsudan gibt. Dazu gehören die vielen Flüchtlinge, die aus dem Sudan kommen. Viele von ihnen sind so genannte Rückkehrer, d. h. ehemalige Bürger des Südsudan, die das Land aufgrund von Problemen wie extremer Armut, Überschwemmungen oder Konflikten verlassen hatten und nun gezwungen sind, zurückzukehren.“

Die Kirche versuche sowohl im Sudan als auch im Südsudan „speziell für diese Menschen etwas zu tun“, so der Geistliche weiter. „Im Moment ist die Situation der Vertriebenen beängstigend, auch in der Region Kordofan (ein riesiges Gebiet, das sich vom Zentrum des Landes bis an den Rand des Südsudan erstreckt, Anm. d. Red.) gibt es viele Flüchtlinge, und wir versuchen, ihnen zu helfen. Alles wird durch die Regenzeit noch verschlimmert, die Menschen brauchen alles, Wasser, Lebensmittel, Medikamente, es fehlt an allem, und der Sudan steht im Schatten der Konflikte im Gazastreifen und in der Ukraine und scheint von der internationalen Gemeinschaft vergessen worden zu sein.“

Größte Flüchtlingskrise der Gegenwart weltweit

Die katholische Glaubensgemeinschaft ist wegen der Vertreibungen, die die größte Flüchtlingskrise der Gegenwart weltweit ausgelöst haben, geschrumpft. „Leider“, sagt Pfarrer Biong, „ist unsere Präsenz jetzt geringer. Die Missionarinnen der Nächstenliebe (die Schwestern von Mutter Teresa), die in der Diözese El Obeid waren, sind letzten Monat abgereist und mit ihnen die Herz-Jesu-Schwestern und die Comboni-Missionare. Sie zogen nach Kosti (südlich von Khartum, Anm. d. Red.) und sind auf dem Weg nach Juba.“

Der Priester erläutert, dass es im Sudan zwei Arten von Christen gebe: „die Christen des Nordens, die nubischen Ursprungs sind, und die Christen des Südsudans, die auch nach der Unabhängigkeit des Südsudans (2011, Anm. d. Red.) im Sudan geblieben sind“. Beide befänden sich in einer schwierigen Situation, auch weil es keine Hilfe von außen gebe. Immerhin sei es weiter möglich, „an sicheren und geschützten Orten, an denen es Priester gibt, zu beten und sich zur Messe zu versammeln“. Meistens seien die Priester allein, „und wenn sie zu zweit sind, müssen sie in sehr großen Gebieten arbeiten“.

(fides – sk)
 

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11. August 2024, 10:03