Sonnenaufgang über Nebellandschaft Sonnenaufgang über Nebellandschaft  (ANSA)

Peru: Weitere Mitglieder von Sodalicio ausgeschlossen

Nach einer Untersuchung durch vatikanische Missbrauchsbeauftragte im vergangenen Jahr sind nach dem Gründer der Gemeinschaft „Sodalitium Christianae Vitae“ nun weitere Mitglieder wegen missbräuchlichen Verhaltens ausgeschlossen worden. Das geht aus einer Mitteilung der Nuntiatur in Peru vom 21. Oktober hervor.

Wie es darin heißt, hat der Papst in Zusammenhang mit der Untersuchung von Erzbischof Charles Scicluna und Pater Jordi Bertomeu Farnós, die im vergangenen Sommer 2023 in Lima stattfand, am 21. Oktober „in spezifischer Form“ den Ausschluss einiger Mitglieder der Laienbewegung genehmigt. Dabei handelt es sich um den ehemaligen Generalvikar José Andrés Ambrozic Velezmoro, Ricardo Adolfo Trenemann Young sowie den Priester Luis Antonio Ferrogiaro Dentone.

Anlass zu dieser Entscheidung hätten die Anzahl und die Schwere der Anschuldigungen gegeben, die gegen die genannten Mitglieder im Rahmen der Untersuchung erhoben worden seien. Sie stünden in krassem Gegensatz zu dem ausgeglichenen und befreienden Erlebnis, welches mit den evangelischen Räten und dem kirchlichen Apostolat verbunden sein sollte.


Macht- und Amtsmissbrauch

Dabei handle es sich um Amtsmissbrauch und Machtmissbrauch, sowohl was sexuellen Missbrauch – teils auch Minderjähriger - als auch die Veruntreuung von kirchlichem Eigentum betreffe. Im Falle des Priesters Ferrogiaro Dentone werde das zuständige Glaubensdikasterium weitere Maßnahmen verhängen, wird weiter erläutert. Papst Franziskus wolle gemeinsam mit den Bischöfen Perus alle Betroffene für das durch die Sodalicio-Bewegung erlittene Leid um Vergebung bitten, in Trauer darüber, was dort geschehen sei, so die Mitteilung weiter. Abschießend wird die Gemeinschaft Apostolischen Lebens aufgerufen, einen „Weg der Gerechtigkeit und Wiedergutmachung“ einzuschlagen.

[ Photo Embed: Der Erzbischof von Lima mit Papst Franziskus]   

Vollständiges Verbot vorgeschlagen

Erst vor wenigen Tagen hatte sich ein hochrangiger peruanischer Kirchenvertreter für ein vollständiges Verbot der Laienbewegung ausgesprochen. In einem Gastbeitrag für die spanische Zeitung El País schrieb der künftige Kardinal und Erzbischof von Lima, Carlos Castillo Mattasoglio, bei der Gemeinschaft handle es sich um ein „gescheitertes Experiment des Kalten Krieges in Lateinamerika“.

Die Gemeinschaft wird in Lateinamerika kurz „Sodalicio“ genannt. Im September 2024 wurden zehn Mitglieder auf Geheiß des Papstes aus ihr entlassen. Einen Monat zuvor hatte der Vatikan bereits den Gründer Luis Fernando Figari nach Vorwürfen sexuellen Missbrauchs offiziell aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.

Politisches Projekt

Erzbischof Castillo sieht im 1971 gegründeten Sodalicio ein politisches Projekt, das zu einer „Wiederauferstehung des Faschismus in Lateinamerika“ führen sollte. In seinem Gastbeitrag erläutert der Erzbischof die Rolle von Mitgliedern der Gemeinschaft bei der Bekämpfung der „Theologie der Befreiung“, mit der sich lateinamerikanische Theologen für eine Zuwendung zu den Armen ausgesprochen hatten. Im Sodalicio gibt es nach Ansicht Castillos keine erhaltenswerte Gabe des Heiligen Geistes: „Es gibt nur Charisma, wenn die Person eine Gabe des Geistes für die ganze Kirche erhält und ihre Werke gut sind". Beim Sodalicio hätten Figari und andere Gründungsfiguren nur ein Charisma erfunden, „um ein politisches und sektiererisches Projekt zu schützen".

Der Sodalicio wurde 1971 in Lima gegründet. Binnen weniger Jahre erlangte die Gruppe als Gegenbewegung zur politisch als linkslastig empfundenen Befreiungstheologie großen Einfluss in der Kirche. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) erkannte die Organisation 1997 offiziell an. Sie füllte ihre Priesterseminare und Ordenshäuser mit jungen Mitgliedern, während die Seminare anderer Ordensgemeinschaften immer leerer wurden. Hinweise, dass es dabei zu Misshandlungen gekommen sei, wurden von den örtlichen Kirchenoberen lange Zeit nicht verfolgt.

(pm/kna - cs)

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22. Oktober 2024, 10:37