Syrien: Bischof in Aleppo: „Momentan kann man nur beten“
Die syrische Millionenstadt Aleppo liegt in Agonie. Das berichtet der melkitische Priester Hanna Ghoneim. Ghoneim leitet - von Wien aus - das Hilfswerk „Korbgemeinschaft“, das in Syrien soziale Projekte betreibt. Die Bevölkerung fühle sich von der ganzen Welt verlassen, habe Angst vor Chaos und Gewalt und es fehle immer mehr an allem Lebensnotwendigen. Er habe den melkitischen Erzbischof von Aleppo, Georges Masri, gefragt, was man von außen für die Menschen in Aleppo tun könne, so Ghoneim. Die Antwort des Bischofs: „Momentan kann man nur beten.“ Im Augenblick könnten Hilfsgüter gar nicht zu den Menschen transportiert werden.
Leere Straßen
Von „angsterfüllter Ruhe“ in Aleppo berichtet Ghoneim in einem Schreiben von Freitagabend, das Kathpress vorliegt, und weiter: „Die Millionenstadt ist seit Tagen gelähmt: Die Behörden sind geschlossen, sie wurden von den Rebellen erobert. Die Schulen sind ebenfalls geschlossen, die Räume der Universität sind leer. Von 17 bis 5 Uhr gilt ein Ausgangsverbot. Auf den Straßen gibt es sehr wenig Verkehr. Treibstoff ist kaum vorhanden und der wenige Verfügbare kostet enorm viel. Die meisten Betriebe und Geschäfte sind ebenfalls geschlossen, daher gibt es kaum Arbeit. Niemand weiß, was hinter dieser ,Ruhe‘ steckt. Es gibt keine Polizei, keine Armee. Wenn jemand getötet wird, gibt es kein Gericht und keine Rechtsprechung.“
Die neuen Machthaber in Aleppo würden sich sehr freundlich zeigen. Doch die Bevölkerung habe noch ihre Gräueltaten vom Anfang des Krieges im Gedächtnis.
Lebensmittel seien in der Stadt kaum noch vorhanden, und wenn doch, dann zu unerschwinglichen Preisen. Derzeit würden die Bischöfe in Aleppo aber Brot und warme Kleidung von den Rebellen für die Bevölkerung erhalten. Die Verteilung würden teils junge Freiwillige der Korbgemeinschaft in Aleppo übernehmen.
(kap – fl)
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