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Der Papst und das Flüchtlingskind Der Papst und das Flüchtlingskind 

Papst bei der Generalaudienz: Zwangsmigration ist ein Skandal

Oftmals vergessen es sogar viele Christen: Jesus und seine Familie waren ursprünglich Flüchtlinge. Daran erinnerte der Papst in seiner Mittwochskatechese bei der Generalaudienz im Vatikan. Der Papst ging in seiner Reihe über den heiligen Josef auf dessen Rolle als Migrant ein.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Der Papst stellte den irdischen Vater Jesu als „einen verfolgten und mutigen Migranten“ vor. Ausgehend von der Beschreibung des Evangelisten Matthäus ging Franziskus in seinen Erläuterungen auf die biblische Beschreibung der „Flucht nach Ägypten“ ein (vgl. Mt 2,13-23). „Die Familie von Nazareth litt unter dieser Demütigung und erlebte am eigenen Leib die Unsicherheit, die Angst und den Schmerz, ihre Heimat verlassen zu müssen“, so der Papst in seiner Katechese. Auch heute noch seien „so viele unserer Brüder und Schwestern“ gezwungen, „die gleiche Ungerechtigkeit und das gleiche Leid zu erfahren“, erinnerte das katholische Kirchenoberhaupt. Die Ursache sei fast immer „die Arroganz und Gewalt der Mächtigen“. Und das sei auch bei Jesus der Fall gewesen. Wir würden in ihm jeden der heutigen Migranten sehen, fügte der Papst frei von seinem Redemanuskript ein. Die heutige Migration sei eine Realität, vor der wir unsere Augen nicht verschließen könnten. Es sei ein sozialer Skandal für die Menschheit.

Zum Nachhören - was der Papst bei der Audienz im Vatikan sagte

Herodes und die Heiligen Drei Könige

Und hier kam König Herodes ins Spiel. Der Papst erinnerte an die Rolle der Heiligen Drei Könige – den weisen Sterndeutern – die Herodes von der Geburt des „Königs der Juden“ berichtet hatten und wie Herodes darüber schockiert gewesen sei. „Er fühlt sich in seiner Macht bedroht“, erläuterte der Papst. Herodes wurde zum ersten Menschen, der den Tod Jesu wollte. Hierbei scheute er sich nicht, die Heiligen Drei Könige zu manipulieren. Als sie aber nicht „mitspielen“ wollten, schmiedete Herodes einen bösen Plan: Er wollte alle Kinder unter zwei Jahren in Bethlehem töten.

Der Papst bei der Generalaudienz
Der Papst bei der Generalaudienz

Die Flucht nach Ägypten erinnere uns aber auch an die gesamte Geschichte Israels, von Abraham, der ebenfalls dort blieb (vgl. Gen 12,10), bis zu Josef, dem Sohn Jakobs, der von seinen Brüdern verkauft wurde (vgl. Gen 37,36) und dann „Herrscher des Landes“ wurde (vgl. Gen 41,37-57); und an Mose, der sein Volk aus der Sklaverei der Ägypter befreit habe (vgl. Ex 1,18), zählte der Papst die entsprechenden Bibelstellen auf.

Zwei gegensätzliche Persönlichkeiten

Die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten rette Jesus, halte Herodes aber nicht davon ab, sein Gemetzel zu vollziehen. Papst Franziskus:

„Herodes ist das Symbol für viele Tyrannen von gestern und heute; er ist der Mann, der für andere Menschen zum „Wolf“ wird.“

„Wir haben es also mit zwei gegensätzlichen Persönlichkeiten zu tun: auf der einen Seite Herodes mit seiner Grausamkeit und auf der anderen Josef mit seiner Sorge und seinem Mut. Herodes will seine Macht mit rücksichtsloser Grausamkeit verteidigen, wie die Hinrichtungen einer seiner Ehefrauen, einiger seiner Kinder und Hunderter von Gegnern bezeugen. Er ist das Symbol für viele Tyrannen von gestern und heute; er ist der Mann, der für andere Menschen zum „Wolf“ wird. Die Geschichte ist voll von Persönlichkeiten, die ihren Ängsten ausgeliefert sind und versuchen, sie zu besiegen, indem sie ihre Macht auf despotische Weise ausüben und unmenschliche Gewalttaten verüben.“

Der Papst bei der Generalaudienz
Der Papst bei der Generalaudienz

Jede und jeder könne zum Herodes werden, wenn man eine Haltung einnehme, „in der wir versuchen, unsere Ängste mit Arroganz zu zerstreuen, selbst wenn diese nur verbal ist oder aus kleinen Beleidigungen besteht, um die Menschen um uns herum zu demütigen“, fügte Franziskus an.

In einem fremden Land

„Josef ist das Gegenteil von Herodes: Er ist vor allem „ein gerechter Mann“ (Mt 1,19); außerdem erweist er sich als mutig, indem er den Auftrag des Engels ausführt. Man kann sich vorstellen, mit welchen Wechselfällen er während der langen und gefährlichen Reise konfrontiert war und welche Schwierigkeiten der Aufenthalt in einem fremden Land mit sich brachte. Sein Mut zeigt sich auch im Augenblick seiner Rückkehr, als er, vom Engel beruhigt, seine verständlichen Ängste überwindet und sich bei Maria und Jesus in Nazareth niederlässt (vgl. Mt 2,19-23).“

Herodes und Josef seien zwei gegensätzliche Charaktere, die die zwei Gesichter der Menschheit widerspiegeln würden, führte der Papst weiter aus. Es sei aber ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Mut die einzige Tugend des Helden sei. In Wirklichkeit erfordere das tägliche Leben eines jeden Menschen Mut, um die Schwierigkeiten eines jeden Tages zu bewältigen.

„Der Mut ist gleichbedeutend mit der Tapferkeit, die zusammen mit der Gerechtigkeit, der Besonnenheit und der Mäßigung zur Gruppe der menschlichen Tugenden gehört.“

„Zu allen Zeiten und in allen Kulturen finden wir mutige Männer und Frauen, die, um ihrem Glauben treu zu bleiben, alle möglichen Schwierigkeiten überwunden, Ungerechtigkeit, Verurteilung und sogar den Tod ertragen haben. Der Mut ist gleichbedeutend mit der Tapferkeit, die zusammen mit der Gerechtigkeit, der Besonnenheit und der Mäßigung zur Gruppe der menschlichen Tugenden gehört, die als „Kardinalstugenden“ bezeichnet werden.“

Und so lehre uns der heilige Josef heute, dass das Leben immer Widrigkeiten für uns bereithalte, doch angesichts dieser Widrigkeiten sollten wir nicht dadurch zu überwinden finden, indem wir das Schlimmste in uns zum Vorschein bringen, wie es Herodes tat, sondern indem wir wie Josef handeln würden: auf die Angst mit dem Mut zu reagieren und auf Gottes Vorsehung zu vertrauen.

Der Papst bei der Generalaudienz
Der Papst bei der Generalaudienz

Das Josefsgebet für Migranten

Zum Schluss rief der Papst alle auf, für die Migranten, Verfolgten und „alle, die Opfer widriger Umstände sind“ zu beten:

„Heiliger Joseph, du, der das Leid derer erlebt hast, die fliehen müssen, um das Leben derer zu retten, die am Herzen liegen; beschütze all diejenigen, die wegen des Krieges, Hass, Hunger fliehen. Unterstütze sie in ihren Schwierigkeiten, stärke sie in der Hoffnung, und lassen sie Aufnahme und Solidarität finden. Leite ihre Schritte und öffne die Herzen derer, die ihnen helfen können. Amen.“

An die Rom-Pilger und Zuhörer deutscher Sprache gewandt sagte der Papst: „Ich bitte euch um euer Gebet für die Migranten, für die Verfolgten und für alle, die sich alleingelassen fühlen und ihren Mut verloren haben. Der Herr schenke ihnen Hoffnung und helfe uns, ihnen beizustehen. Gesegnete Feiertage!“

(vatican news – mg)

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29. Dezember 2021, 09:21

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