Bangladesch: Studentenproteste einhegen
Das sagte er jetzt im Gespräch mit dem vatikanischen Info-Dienst Fides. Es gebe, was die Rechtsstaatlichkeit betreffe, „einige besorgniserregende Anzeichen“, so der Bischof.
Er wies auf mögliche „Gefahren“ hin, die sich aus den Schüler- und Studentenprotesten ergäben. „In einigen katholischen Schulen in der Diözese Dhaka haben die Schüler beispielsweise versucht, die Entlassung einiger Lehrer zu erzwingen, die ordnungsgemäß von der Schulverwaltung ausgewählt und bezahlt werden, nur weil sie ihrer Meinung nach nicht mit dem neuen Kurs übereinstimmten oder weil sie es in irgendeiner Weise gewagt hatten, den Schülerprotest zu kritisieren.“ Dies habe zu einer Krise in den katholischen Schulen geführt, die zu 95 % von muslimischen oder nicht-christlichen Schülern besucht würden.
Burka in katholischen Schulen?
„Angesichts des Versuchs, diese oder andere Maßnahmen mit Gewalt durchzusetzen, wie z. B. die Zulassung von Burka tragenden Mädchen in der Schule, beschloss der Erzbischof zunächst einmal, zwei Schulen zu schließen. Die eine war eine Mädchenschule, die andere wird von den Brüdern vom Heiligen Kreuz geführt. Das gemeinsame Eingreifen des Elternausschusses, der Religionsvertreter und des Schulpersonals ermöglichte dann einen Dialog, eine friedliche Lösung der Krise und die Wiedereröffnung der Schulen. Wir konnten nicht von unseren Werten und Prinzipien abrücken.“
Für Bischof Gomes ist das Vorgefallene „ein Beispiel dafür, dass die legitimen Rechte von Schülern nicht die Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit oder die Rechte anderer beeinträchtigen und untergraben dürfen“. Ein weiterer Aspekt, den es zu beobachten gelte, sei „die Rückkehr oder Neugründung radikal-islamischer Gruppen und Parteien, die das Leben religiöser Minderheiten beeinträchtigen oder eine Islamisierungsagenda fördern könnten“.
„Wir müssen wachsam sein“
„Wir müssen in dieser Hinsicht wachsam sein, denn die Versuchung des Extremismus steht vor der Tür. Es ist wichtig, die Gesellschaft nicht zu polarisieren. Wir vertrauen darauf, dass die neue Regierung Yunus das Ruder im Sinne der Wahrung der demokratischen Grundsätze, der Achtung der Verfassung und der Grundfreiheiten für alle Bürger, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit, wendet.“
Im Juli dieses Jahres Jahres waren Tausende von Studierenden gegen die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, ein umstrittenes Quotensystem für den Zugang zu begehrten Regierungsstellen wieder einzuführen, auf die Straße gegangen. Die Regierung der Premierministerin Sheikh Hasina reagierte auf die Demonstrationen mit dem Einsatz von Polizei und paramilitärischen Kräften, die in die Menge schossen. Die Proteste wurden so zu einer Bewegung gegen Hasina und seine Partei, die Awami-Liga, die das Land seit 15 Jahren regiert und dabei häufig politische Gegner und Dissidenten delegitimiert oder verhaftet hat. Die offizielle Zahl der Opfer der Unterdrückung beläuft sich auf etwa 1.000 Tote und Hunderte von Verletzten.
Am 5. August floh die Regierungschefin schließlich ins Ausland und suchte Zuflucht in Indien. Die Armee löste daraufhin das Parlament auf und ernannte den 84-jährigen Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus, der als „Bankier der Armen“ bekannt ist, zum Chef einer Übergangsregierung. Seine Exekutive leitet nun eine heikle Übergangsphase bis zu Neuwahlen.
(fides – sk)
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