Papst bei Generalaudienz: Auf die Stimme des Herzens hören
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
„Eines der lehrreichsten Beispiele liefert uns eine wichtige Begebenheit aus dem Leben des Ignatius von Loyola. Ignatius musste sich zu Hause auskurieren, nachdem er im Kampf am Bein verletzt worden war,“ leitete der Papst seine zweite Katechese zum Thema der Unterscheidung ein. „Um sich die Langeweile zu vertreiben, bat er darum, dass man ihm etwas zu lesen gab. Er liebte Ritterromane, aber die einzige Lektüre, die es zu Hause gab, waren Heiligengeschichten. Etwas widerwillig befasste er sich damit und erlebte dann, wie sich ihm eine ganz neue, faszinierende Welt erschloss; eine Welt, die ihn ebenso in ihren Bann zog wie die der Ritter.“
Die innere Leere...
Eine Zeit lang sei Ignatius zwischen diesen beiden Welten hin-und hergerissen gewesen. Bis er dann im Hören auf sein Herz erkannt habe, dass ihm die weltlichen Dinge zwar anfangs Freude bereiteten, aber am Ende doch nur Leere hinterließen. Das Nachdenken über Gott dagegen, gegen das er sich zunächst gesträubt hatte, sei letztendlich für ihn zu einer Quelle des Friedens und der Freude geworden.
„Auch wir machen diese Erfahrung, wie viele Male befassen wir uns mit etwas, das sich dann als Enttäuschung erweist. Und dann tun wir vielleicht ein gutes Werk und empfinden Freude; wir haben einen guten Gedanken und das macht uns glücklich, schenkt uns Freude, eine ganz eigene Erfahrung. Ignatius macht seine erste Gotteserfahrung, indem er auf sein Herz hört, das ihm eine merkwürdige Umkehrung zeigt. … Wir müssen auf unser Herz hören. Wir hören auf den Fernseher, auf das Radio, das Handy - wir sind Meister im Hören -, aber ich frage dich: ,Verstehst du dich darauf, auf dein Herz zu hören? Hältst du inne, um dich zu fragen: Wie steht es um mein Herz? Ist es zufrieden, ist es traurig, ist es auf der Suche nach etwas?' Wenn man schöne Entscheidungen treffen will, muss man auf sein Herz hören,“ beschrieb der Papst, worauf es bei der Unterscheidung ankommt.
Ignatius lege uns die Heiligengeschichten ans Herz, weil sie auf eine verständliche Weise erzählten, wie sich der Stil Gottes im Leben von Menschen zeige: Menschen aus Fleisch und Blut wie du und ich, betonte das Kirchenoberhaupt und ging auf einen weiteren wichtigen Aspekt der Unterscheidung ein: den Zufall, denn gerade in den unerwarteten Dingen gebe sich Gott oft zu erkennen.
„Unterscheidungsvermögen ist die Hilfe, die Zeichen zu erkennen, durch die sich der Herr in unerwarteten, ja manchmal sogar unangenehmen Situationen zu erkennen gibt – wie es die Beinverletzung für Ignatius war. Daraus kann eine Begegnung entstehen, die unser Leben für immer verändert, wie es bei Ignatius war. Es kann bewirken, dass du auf deinem Weg ein besserer Mensch wirst - oder auch ein schlechterer, ich weiß nicht. Aber wir müssen aufmerksam sein - und der schönste rote Faden steckt in den unerwarteten Dingen: "wie verhalte ich mich da?". Der Herr helfe uns, auf unser Herz zu hören und zu erkennen, wenn er es ist, der wirkt - oder etwas anderes,“ so der abschließende Rat des Heiligen Vaters.
(vaticannews – skr)
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